Einst löste ihre freiwillige Meldung zum Bundesheer im Elternhaus Befremden aus, mittlerweile ist Christina Hofer 25, Oberleutnant und bei der Militärstreife: "Weil es da fast nur Realeinsätze gibt."

Foto: Christian Fischer

Wien – Wenn sich junge Leute länger auf einer Berufsmesse herumtreiben, kommt für die liebe Familie mitunter recht Überraschendes dabei heraus: So auch im Fall von Christina Hofer, die einst ausrückte, um sich in Graz über das Jusstudium zu informieren, dort aber an einem Informationsstand des Bundesheeres beschloss, gleich nach der Matura in die Kaserne Bleiburg einzurücken. Zu Hause in Großlobming fanden der Vater, obwohl selbst Oberst und Kommandant am Truppenübungsplatz Seetaler Alpe, und die Mutter, eine HAK-Direktorin, das neueste Vorhaben der Tochter äußerst befremdlich. Die Eltern hielten ihr, nicht gerade von burschikosem Typ, den rauen Umgangston und die körperlichen Anstrengungen beim Militär entgegen.

Erster Befehl am Kasernenhof

Doch all die Warnungen haben nichts genützt. Heute sitzt Christina Hofer, mittlerweile durchtrainiert, Oberleutnant und bei der Militärstreife, mit rotem Barret uniformiert in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne und sagt: "Natürlich hatte der Vater recht. Gleich bei der ersten Unterhaltung am Kasernenhof mit anderen Rekruten hieß es plötzlich: ,Hören Sie auf, zu sprechen!‘" Doch längst wendet die Mittzwanzigerin selbst den berüchtigten Befehlston ohne viel Bitte und Danke an, denn: "Das vereinfacht die Abläufe", erklärt sie.

Seit Jahren grundelt der Anteil der Soldatinnen beim Bundesheer bei 2,5 Prozent herum, doch angesichts der Rekrutierungsoffensive von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) klettert nun auch die Zahl der Bewerberinnen steil nach oben. Allein bis November verzeichnete das Personalamt heuer 390 weibliche Freiwillige. Zum Vergleich: Obwohl seit 1998 möglich, haben es hierzulande bisher nur rund ebenso viele Frauen zu einer militärischen Karriere gebracht. Relativ viele von ihnen bei der 320-köpfigen Militärstreife, dort liegt ihr Anteil immerhin bereits bei 7,2 Prozent.

Obwohl im Vergleich zur Logistik etwa, wo man doch die meiste Zeit im Warmen sitzt, ein knochenharter Job, hat sich Christina Hofer nach ihrer Ausbildung zum Infanterieoffizier an der Militärakademie Wiener Neustadt ebenfalls für diesen Dienst gemeldet – und zwar "weil es da wenige Übungen und fast nur Realeinsätze gibt".

Im Inland ist der Spezialverband für die Sicherheit der Truppe sowie militärische Einrichtungen zuständig, ebenso wie für Lotsungen bei Transporten des Bundesheeres. Bei Einsätzen im Ausland übernehmen die Militärpolizisten mitunter auch zivilpolizeiliche Aufgaben, um in Krisengebieten die öffentliche Ordnung zu gewährleisten.

Mit 25 hat Christina Hofer also schon Ordnungsdienste im Zuge des Flüchtlingsandrangs in Spielfeld an der Grenze zu Slowenien hinter sich, danach war sie Kommandant einer 30-köpfigen Truppe im Kosovo, die dort das internationale Kontingent absicherte. Demnächst absolviert sie in den USA einen internationalen Weiterbildungskurs für Offiziere und die Beteiligung an einer Auslandsmission in Afrika würde sie auch sehr reizen.

Bevorzugung unerwünscht

Auf konsequentes Durchgendern legt die Steirerin übrigens seit dem Grundwehrdienst nicht so großen Wert wert. Wenn ein Ausbildner seinen Befehl mit der Anrede "Männer!" ausgab, stieß sich Christina Hofer weniger daran, als wenn ein Vorgesetzter ihr gegenüber den Schongang einlegte, weil: "Mit jeder Bevorzugung tut man den Soldatinnen nichts Gutes", ist sie überzeugt. "Sonderbehandlungen sprechen sich schnell herum. Viel wichtiger war es mir daher immer, gleich behandelt zu werden." Wie wohl "in jeder Firma üblich" gab es von einzelnen Kameraden auch die eine oder andere Schmähung – einige etwa von der Sorte, dass sie es als Frau beim Bundesheer nur wegen des ranghohen Vaters so weit gebracht habe.

Nun mitunter selbst Kommandant, will Christina Hofer zwar keinen härteren Führungsstil als jeder Soldat an den Tag legen ("Ich backe schon einmal einen Kuchen und bring’ den mit"). Frauen in der Truppe, gibt sie zu, verlangt sie aber schon einiges und manchmal sogar etwas mehr ab – vor allem, um dem Klischee entgegenzuwirken, dass sie es beim Militär ja viel einfacher hätten. (Nina Weißensteiner, 19.12.2016)