Auf diesen Plastikmatten ist künftig wieder Skifahren auf der Hohe-Wand-Wiese möglich – ob mit oder ohne Schnee darauf. Als einzige Aufstiegshilfe wird ein 40 Meter langes Förderband in Betrieb sein.

Foto: Schischule-Wien

Ein Bild von 2005, als Skifahren in Wien auf Schnee noch gängig war.

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Wien – Passionierte Skifahrer mögen jetzt die Nase rümpfen. Aber Wien hat ab Freitag tatsächlich wieder einen Skibetrieb innerhalb der Stadtgrenzen. Das neue Projekt auf der Hohe-Wand-Wiese in Wien-Penzing dürfte aber hauptsächlich Familien mit Skizwergen ansprechen: Denn als einzige Aufstiegshilfe gibt es im unteren Teil der Wiese ein 40 Meter langes Förderband. Gefahren wird auf einer kleinen Fläche von 1.500 Quadratmetern auf Plastikmatten. Sollte es einmal doch schneien oder Kunstschneeproduktion möglich sein, vergrößert sich das Skigebiet auf 3.500 Quadratmeter.

Der bestehende, 400 Meter lange Schlepplift wird nicht eingeschaltet, sagt Gerald Eder, Geschäftsführer der Schischule Wien. Er zeichnet für das abgespeckte Ski-Comeback verantwortlich. Diese wirtschaftliche Entscheidung ist nachvollziehbar: In den vergangenen Jahren waren auf der 1966 eröffneten blauen Skipiste, auf der im Jänner 1986 sogar ein Weltcup-Parallelslalom ausgetragen wurde, nur wenige Skitage pro Saison möglich.

Lift stand zuletzt im Winter still

2014/15 und 2015/16 stand der Lift im Winter überhaupt still. Zum einen gab es zu hohe Temperaturen und äußerst bescheidenen Schneefall. Zum anderen hatte der damalige Pächter der städtischen Wiese laut eigenen Angaben mit der alten, defekten Beschneiungsanlage zu kämpfen.

Mit den Rutschmatten aus Kunststoff wird in winzigem Rahmen zumindest für Anfänger und Kinder das Skifahren in Wien auch ohne Schneefall wieder möglich. "Das Projekt ist zur Gänze privat finanziert", sagt Eder, der mit seiner Schischule Wien seit 20 Jahren Skikurse anbietet. Eder, im Brotberuf Pilot bei der AUA, spricht von 250.000 Euro, die man gemeinsam mit Freunden und Förderern aufgestellt habe.

Mit Plastik in die Pleite

Eder war mit seiner Schischule an der Schneeerlebniswelt Aspern beteiligt, die nach nur einem Jahr Skibetrieb auf Plastikmatten in die Pleite schlitterte. "Das war ein kaufmännisches Drama", sagt Eder. Weil die 700 Quadratmeter Plastikmatten und das Förderband für den Skihügel nahe der Seestadt aber schon bezahlt waren, kommen diese jetzt auf der Hohe-Wand-Wiese erneut zum Einsatz. Die Anlage ist mit Buslinien öffentlich erreichbar.

Für die Ski- und Snowboardkurse (ab 60 Euro für einen Wochenendkurs) wurden laut Eder "bereits ein paar hundert Kinder" angemeldet. "Auch manche Eltern, die selbst als Kinder hier auf der Wiese Skifahren lernten, melden jetzt ihren Nachwuchs an." Die Benützung der Anlage kostet sieben Euro für vier Stunden. In einem abgetrennten Bereich sollen Bobfahren und Snowtubing mit Reifen angeboten werden.

Rodelbahn und Bike-Zentrum

Der Schlepplift auf der Hohe-Wand-Wiese bleibt deswegen weiter bestehen, weil in den wärmeren Monaten wieder eine Sommerrodelbahn betrieben wird. Zudem plant der neue Pächter – der Mountainbikeverein Hohe-Wand-Wiese – ein Bike-Zentrum inklusive Servicecenter. Eröffnet werden soll im April 2017.

Gerald Eder, der vertraglich mit dem Mountainbike-Verein verbunden ist, kommt mit seinem Ski-Angebot ohne öffentliche Förderungen aus. "Das hat die Stadt leider sehr deutlich abgelehnt." Das erste Jahr sei ein Pilotprojekt. "Danach werden wir das Ganze evaluieren."

Plastikmatten auf dem Vormarsch

Nicht nur in Wien wird wegen des ausbleibenden Naturschnees auf Plastikskimatten gesetzt: Im niederösterreichischen Losenheim am Schneeberg wurde vor drei Wochen eine Kunststoffmattenanlage samt 130-Meter-Förderband eröffnet. Das Land Niederösterreich als Betreiber investierte rund eine Million Euro. (David Krutzler, 19.12.2016)