Was Arbeitnehmer heuer durch die Steuerreform zusätzlich auf dem Konto haben, hauen sie laut einer Studie nicht für Weihnachtsgeschenke auf den Putz. Betriebswirtschaftlich für so manchen Händler schlecht, gesellschaftlich jedoch ein Segen. Dafür muss nicht einmal die ökonomische These bemüht werden, wonach am besten nur Geld verschenkt werden sollte. Schenkende kennen schließlich die Bedürfnisse der Beschenkten nicht, wodurch vieles, was Heiligabend unterm Baum liegt, eher früher als später in der Tonne landet.

Auch wenn die Schönheit des Schenkens gerade in dessen Irrationalität liegt, bringt eine Begrenzung des Shoppingfurors noch weitere, handfeste Vorteile. Etwa, dass ganze Branchen weniger abhängig von vier guten Wochen im Jahr sind. Oder dass viele Arbeitnehmer – längst nicht mehr nur Handelsangestellte – im Advent Überstunden, zusätzliche Wochenenddienste und Urlaubssperren hinnehmen müssen, um die Nachfrage zu bedienen.

Am schwersten wiegt aber, was Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Kunden gleichermaßen trifft: Konsumdruck und Stress nagen an der Lebensqualität. Der 8. Dezember ist nicht mehr Feier-, sondern Einkaufstag. Und einen Stadtspaziergang an einem vorweihnachtlichen Samstag überlegen sich viele zweimal. Die Freude am Schenken kann man sich ruhig etwas kosten lassen. Strapazen und gesellschaftliche Zwänge sind aber ein hoher Preis. (Simon Moser, 20.12.2016)