Mithilfe der drei Swarm-Satelliten der Esa konnten britische Wissenschafter einen unterirdischen Jetstream aus geschmolzenem Eisen aufspüren.

Illustr.: Esa

Leeds – Ein regelrechter Fluss aus geschmolzenem Eisen bahnt sich offenbar seinen Weg unter Alaska und Sibirien hindurch. Britische Geologen haben kürzlich den glühenden Jetstream in rund 3.000 Kilometern Tiefe ausgemacht – und es scheint, als würde er an Geschwindigkeit zulegen. Warum das so ist und was ihn antreibt, ist unklar.

Seit etwas mehr als hundert Jahren weiß man mit Gewissheit, dass im Zentrum der Erde eine feste Kugel aus Eisen rotiert. Um diesen inneren Kern bewegt sich gegenläufig eine Schale aus einem flüssigen Eisen-Nickelgemisch. Insgesamt besitzt der Erdkern einen Durchmesser von knapp 7.000 Kilometern. Damit nimmt er etwa ein Sechstel des Volumens der Erde ein, dürfte aber, bedingt durch seine hohe Dichte, rund ein Drittel zur Planetenmasse beisteuern.

Komplexe Mitte

So einfach das Herz unserer Erde zunächst aufgebaut schein, so komplex ist jedoch ihr bewegtes Innenleben. Besonders die Ströme des äußeren Erdkerns und ihre Wechselwirkungen mit dem eisernen Zentrum sind erst zu einem Bruchteil erforscht. Nun ist es Phil Livermore von der University of Leeds und seinen Kollegen mithilfe von Daten der drei Swarm-Satelliten der Esa gelungen, einen Strom aus geschmolzenem Eisen im äußeren Kern auszumachen.

Die Satelliten spüren kleinste Veränderungen des Erdmagnetfeld auf, was auf Vorgänge tief unter der Erdoberfläche schließen lässt. In diesen Swarm-Messwerten berichten die britischen Geologen im Fachjournal "Nature Geoscience" nun von Hinweisen, dass eine Art ringförmiger Fluss unter Alaska und Sibirien kreist, von dem man bisher noch nichts wusste. "Er lässt sich als ein Band aus geschmolzenem Eisen erklären, das rund um den Nordpol zirkuliert", erklärt Livermore.

Unerklärliche Beschleunigung

Und dieser Jetstream scheint sich in den vergangenen zehn Jahren beschleunigt zu haben. Vergleiche mit älteren Daten zeigen, dass seine Strömungsgeschwindigkeit bis 2006 bei höchstens 20 Kilometern pro Jahr lag. Mittlerweile fließt das flüssige Eisen bereits mit 40 Kilometern pro Jahr vorwärts – also dreimal schneller als die typischen Strömungen im äußeren Erdkern.

Über die Ursachen für den mysteriösen Eisenstrom rätseln die Wissenschafter noch. Sie vermuten allerdings, dass er mit Veränderungen und Ungleichgewichten beim Transport flüssiger Metalle im äußeren Erdkern zu tun hat. (red, 26.12.2016)