Präsidenten der Interessensvertretungen von links: Erich Fogler (ÖGB), Rudolf Kaske (Arbeiterkammer), Christoph Leitl (Wirtschaftskammer).

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Wer führende Frauen bei den Sozialpartnern sucht, muss lange stöbern. Selbst die Gewerkschaften, die sich Gleichstellung zum Ziel gesetzt haben, werden ausschließlich von Männern geführt. Gleiches gilt für Landwirtschaftskammer und Wirtschaftskammer.

Mit Lore Hostasch hatte die Arbeiterkammer von 1994 bis 1997 erst einmal eine Präsidentin. Vor zwei Jahren gab es dann wieder eine kleine Revolution: Brigitte Adler, seit 2007 Vizepräsidentin der niederösterreichischen Kammer, wurde zur Vizepräsidentin der Bundeskammer gewählt. "Ich habe damals gesagt, es ist ein Schritt in Richtung Normalität", sagt Adler. "Die Männer glauben ja, sie sind besonders großzügig, wenn sie eine Frau ranlassen."

Wie andere Kolleginnen nennt auch Adler "Männerseilschaften" als Hauptgrund dafür, dass Frauen selten in Führungspositionen kommen. "Männer machen sich im Vorfeld aus, wer für welchen Posten kandidiert." Bei informellen Treffen, etwa beim Golf oder beim Kartenspielen, sind Frauen meist nicht dabei. Entweder weil sie ihre Kinder betreuen oder weil ihnen die Treffen nicht wichtig sind, sagt Monika Gabriel, stellvertretende Vorsitzende im Präsidium der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD).

SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek sagt: "Das Netzwerk der Männer ist sehr groß, Frauen haben einen geringeren Bekanntheitsgrad."

Die Frauen haben sich deshalb Strategien zurechtgelegt, um Kolleginnen zu fördern. "Zwei Jahre vor den nächsten Wahlen nenne ich die ersten Namen, um sie in die Köpfe zu bekommen", sagt Gabriel. Renate Anderl, Vizepräsidentin des ÖGB, sagt: "Wenn man die Kollegen auf qualifizierte Frauen aufmerksam macht, dann gibt es auch keine Diskussion."

Die Quote hilft

Ein gewichtiges Argument ist die Quote. Beim ÖGB muss der Anteil an Frauen in den Gremien gleich hoch sein wie bei den Mitgliedern. Derzeit sind das 34 Prozent. "Wenn es in den Statuten steht, dann gibt es die Frauen auch", sagt Anderl.

Nur in die erste Reihe schaffen es immer noch keine Frauen. "Weil es keine Sanktionen gibt, wenn man gegen die Quote verstößt", sagt Heinisch-Hosek. Bei der SPÖ sind Kandidatenlisten ungültig, die sich nicht an die Quote von 40 Prozent halten.

Die Vizepräsidentinnen sind sicher, dass es bald auch Präsidentinnen geben wird. "Die junge Generation ist meine Hoffnung", sagt Anderl. Junge Frauen hätten mehr Selbstvertrauen. Und: "Auch bei den Männern ändert sich die Einstellung." (Lisa Kogelnik, 5.1.2017)