Den schwindenden Auktionsumsätzen nachgerade zum Trotz zeigte sich Auktionsgigant Sotheby's in den vergangenen zwölf Monaten investitionsfreudig wie noch nie. Eine Expansionsstrategie, die mittelfristig wohl Umsatzeinbußen in bisherigen Kernbereichen abfedern soll. Die Jahresbilanz 2016 wurde zwar noch nicht öffentlich, jedoch sank der Umsatz im Auktionsgeschäft (exkl. Private Sales) von 5,98 Milliarden (2015) auf aktuell 4,14 Milliarden Dollar oder um satte 31 Prozent.

Im Jänner 2016 ließ man sich die Übernahme der im März 2014 von Amy Cappellazzo (vormals Christie's) gegründeten Art Agency Partners, zur Verstärkung der Sektion Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, kolportierte 50 Millionen Dollar kosten. Im Herbst erwarb das börsennotierte Unternehmen für einen unbekannten Betrag dann den Mei Moses Fine Art Index, der wiederkehrende Verkäufe einzelner Kunstwerke erfasst und jährliche Renditen ermittelt. Von den auf über 45.000 Datensätze basierenden Analysen profitieren seither Sotheby's und seine Klienten exklusiv.

Neue Geschäftsbereiche

Kurz vor Ablauf des Geschäftsjahres erweiterte Sotheby's um zwei weitere Geschäftsbereiche: einerseits um ein Beratungssegment für Künstler, Künstlernachlässe und Foundations, für das man Christy MacLear, bislang CEO der Rauschenberg Foundation, verpflichtete. Andererseits nennt man neuerdings sogar erstmals ein eigenes Department of Scientific Research sein Eigen.

Dem war die Akquisition des im Jahr 2000 von James Martin gegründeten Unternehmens Orion Analytical vorausgegangen. Martin gilt in der Kunstwelt ebenso wie in Ermittlerkreisen als gefragter Forensiker. Zu den spektakulärsten aufgedeckten Fällen gehörte die Entlarvung der in der Causa Knoedler in den Markt geschleusten Pollock- oder Rothko-Fälschungen im Wert von 60 Millionen Dollar. Zur Komplettierung eines allumfassenden Serviceanbieters würden Sotheby's damit quasi nur mehr ein Zollfreilager und ein Transportunternehmen fehlen. (kron, 6.1.2017)