Da hat man endlich einmal ein Sex-Thema fürs Einserkastl, und dann hat es mit der Türkei zu tun, was die Lust, zumindest in diesem Fall, leider deutlich schmälert. Es geht um Bücher, speziell an Männer gerichtete Eheratgeber, die Frischvermählten in Kütahya überreicht werden. Gleicher Anlass, ähnliches Buch in Pamukkale, im Südwesten der Türkei. Kütahya liegt immerhin noch westlich von Ankara: Die wilden ostanatolischen Bräuche sind hier also definitiv nicht schuld.

Manches ist ganz lustig, wie die Empfehlung, während des Liebesakts nicht zu reden: Das dabei gezeugte Kind könnte sonst ein Stotterer werden. Wenn die Frau leidenschaftslos ist, wird es hingegen geistig Schaden nehmen: Und diese Warnung ist zwar nicht nett, aber, Hand aufs Herz, immerhin netter als das, was die katholische Sexualmoral früher zum Thema Lust zu sagen hatte.

Eine Frau ist sozusagen das Wellness-Programm des Mannes, und wenn sie das anders sieht, dann muss ihr das beigebracht werden. Schläge sind wie Medizin; wenn sie vorbei sind, wird die Gattin ihrem Gatten, nachdem sie sich vorher für ihn schön sexy gemacht hat, Kaffee servieren.

Und alles ist gut. Wenn nur die Frau nicht außer Haus arbeitet! Hier kann man den Ratgebern gar nicht widersprechen: Denn wenn sich die Frauen draußen umsehen, könnten sie ja draufkommen, dass die Erde keine Scheibe ist und es auch in der Türkei klasse Männer gibt. (Gudrun Harrer, 10.1.2017)