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Blicke auf ein großes Werk: Werner Herzog.

Foto: AP/Axel Schmidt

Der deutsche Regisseur Werner Herzog hat im Dschungel Südamerikas ein Schiff über einen Hügel schleppen lassen, er hat Menschen in der Todeszelle besucht, sich auf die Spuren des Grizzly-Mannes begeben und in der Antarktis ebenso gedreht wie in den Wüsten Kuwaits und Marokkos. Dabei hat er weder sich selbst, noch seine Schauspieler (u. a. Nicole Kidman, Nicolas Cage, Klaus Kinski) oder sein Material geschont.

Alle Filme und Dokumentationen des 1942 geborenen Filmemachers, der seine Drehbücher selbst schreibt und sich als Geschichtenerzähler versteht, handeln von inneren und äußeren Grenzen und deren Überschreitung. Oft führt Herzog seine Figuren, deren Träume, Vorstellungen und Liebessehnsüchte zu groß sind, als dass sie erfüllbar wären – was kein Hinderungsgrund ist, es trotzdem zu versuchen -, ans Ende der Welt sowie an die Grenzen ihrer Kraft.

Immer geht es um nichts weniger als das Leben, und in jedem Herzogfilm gibt es ein Bild, eine Einstellung, eine Sequenz, die man nie mehr vergisst. Dies auch, weil es in Herzogs Filmen, sogar in seinen Dokus, nicht um reine Fakten, sondern um eine tiefer liegende Wahrheit geht, die Herzog die "poetische, ekstatische Wahrheit" nennt.

Nun zeigt das Filmarchiv Austria im Metro-Kinokulturhaus eine Retrospektive (12. 1. bis 1. 3.) des mehr als 60 Filme umfassenden Werks des in seiner Wahlheimat USA wesentlich mehr als im deutschen Sprachraum geschätzten Regisseurs. Sie ist ein Glücksfall. Vor allem, weil nicht nur die legendären Filme aus den 1970er- und 1980er-Jahren wie Herz aus Glas (3. 2., 19.00) und die Werke, die Herzog mit Kinski drehte (u. a. Aguirre, 13. 1, 21.00; Woyzeck, 4. 2., 19.00 oder Fitzcarraldo, 14. 1., 20.30), sowie spätere Großproduktionen wie Queen of Desert (18. 2., 21.00) gezeigt werden, sondern auch ein Schwerpunkt auf Herzogs Frühwerk aus den 1960er-Jahren mit wenig bekannten Kurzfilmen wie Herakles (3. 2., 21.00) liegt.

Natürlich fehlen auch neuere Doku-Produktionen wie On death row oder Grizzly Man nicht. Sehenswert sind auch Herzogs während der Viennale 1991 entstandene Film Lessons (u. a. 2. 2., 18.00). Eröffnet wird die Retrospektive im Beisein des Regisseurs diesen Donnerstag um 19.30 mit Fata Morgana aus dem Jahr 1971. Salt an Fire (2016), Herzogs neuester, auf 4200 Metern in der größten Salzwüste der Welt im Süden Boliviens gedrehter Spielfilm um eine Wissenschafterin (Veronica Ferres), die einem Umweltskandal auf der Spur ist, wird am 18. 1. (20.00 Uhr) und 26. 1. (19.00 Uhr) gezeigt. Die meisten Filme sind an zwei Terminen zu sehen. (steg, 10.1.2017)