Die Weiberband Half Girl tourt durch Österreich. Das ist keine halbe Sache nicht.


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Wien – Im Punk- und Postrock der 1970er- und 1980er-Jahre waren Frauen mehr als schmückendes Beiwerk zur Absatzankurbelung. Viele von Frauen geprägte Bands schlossen die ästhetische und politische Verweigerungshaltung mit einem Feminismus kurz, der Konventionen und Sexismus den Mittelfinger zeigte: Übertreibung, Provokation, Zorn und das Infragestellen sowie Zerlegen überkommener Haltungen als ästhetische Stilmittel.

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An diese Traditionen knüpft das Berliner Quartett Half Girl an und tobt sich seit 2009 mit trashigem Rock aus. Sängerin und Keyboarderin Julie Miess, bekannt von Britta und Mutter, Bassistin Gwendolin Tägert (von Mondo Fumatore), Gitarristin Vera Kropf (von der Wiener Formation Luise Pop) und Drummerin Anna Leena Lutz (Ex-Die-Heiterkeit) lassen es scheppern, ohne die Botschaft zu vergessen: gegen Sexismus, für Frauenrechte.

Moralinsauer aber gilt nicht im Half-Girl-Kosmos. Keine Aufklärung ohne Spaß. So stehen Half Girl in der Tradition von Joan Jett, den Runaways oder den Riot-Girls, die Vorliebe zu Glam, (Cramps-)Trash, Horror und Punk koppeln sie mit Hardrock und Heavy Metal. Da verwundert es nicht, dass die ursprünglich verbrüderten Ramones und Motörhead bei Half Girl in der Mitgröhlhymne Lemmy, I'm A Feminist zusammenfinden. Daran hätte das vor gut einem Jahr verstorbene Motörhead-Mastermind seine Freude, der Song rockt. Zurzeit touren Half Girl in Österreich, um das 2016 erschiene Debütalbum All Tomorrows's Parties live vorzustellen. In Wels und Linz heizen Budokan Boys ein. (Gerhard Dorfi, 12.1.2017)