Natürlich wird man am Samstag etwas über das Treffen führender Rechtspopulisten in Koblenz erfahren. Es sind ja nicht alle Medien ausgeschlossen, wenn Frauke Petry, Marine Le Pen, Geert Wilders und Harald Vilimsky auftreten, um ihren Schulterschluss zu zelebrieren. Marcus Pretzell, AfD-Chef in Nordrhein-Westfalen, Ehemann von Frauke Petry und EU-Parlamentarier, hat als Veranstalter ja auch ein Interesse an Berichten.

Dennoch verweigert er vielen Journalisten den Zugang zum Kongress, was tief blicken lässt. Man könnte jetzt über das Demokratieverständnis des Scharfmachers Pretzell schreiben, von dessen rechter Veranstaltung in Koblenz sich sogar AfD-Granden distanzieren. Man könnte über die Freiheit der Berichterstattung sinnieren. Geschenkt.

Es ist es nicht wert, sich in die Gedankenwelt von jemandem zu versetzen, der die Opfer vom Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt als "Merkels Tote" bezeichnet, der immer wieder Provokation braucht, um gehört zu werden.

Aber man darf sich dennoch wundern. Die AfD nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn es gegen andere geht, und Pretzell ist einer der Lautesten. Die "Lügenpresse" greift er an, alle anderen Parteien. Überhaupt ist die AfD sehr gut im Aufzeigen von vermeintlichen Missständen.

Nur im eigenen Stall ist man recht empfindlich und schließt unliebsame Journalisten aus, um nicht kritisiert zu werden. Pretzell ist ja nicht der Einzige, der so verfährt, die AfD in Baden-Württemberg wollte beim Landesparteitag im Herbst lieber unter sich bleiben, wobei die Begründung bemerkenswert war: Man wolle nicht, dass die Presse über "abstruse Ansichten" einiger Teilnehmer berichtet.

Das ist fast schon Satire, dennoch natürlich überhaupt nicht zum Lachen. Aber es zeigt doch recht deutlich, wie mimosenhaft wehleidig viele in der AfD sind. Und das merken hoffentlich nicht nur deren Kritiker. (Birgit Baumann, 20.1.2017)