Mit "America first" und "México primero" trafen am Mittwoch zwei Weltbilder aufeinander. Genauer gesagt, hemdsärmeliger Haudrauf trifft Sündenbock. Das diskriminierende und rassistische Narrativ, das der neue US-Präsident Donald Trump aus seinem Wahlkampf in die Präsidentschaft rettet: Mexikanische Illegale strömen in die USA, um Verbrechen zu verüben. Mexiko lockt US-Konzerne mit billigen Arbeitskräften. Trumps Patentlösung: die Mauer an der Südgrenze und die Neuverhandlung des Freihandelsabkommens Nafta.

Bei dem bilateralen Treffen zwischen Regierungsvertretern der Nachbarländer muss es jetzt aber um Realpolitik gehen; darum, den Schaden, den Trumps populistische Ankündigungen bereits wirtschaftlich und politisch angerichtet haben, einzudämmen. Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto hat einen offenen Dialog mit der neuen US-Regierung angekündigt. Sie sollte das Angebot annehmen. Denn Mexiko kann und wird sich wehren; nicht zuletzt, weil Präsidentschaftswahlen 2018 das innenpolitisch erfordern.

Hebel gibt es genug: Handelsbeschränkungen für US-Güter würden vor allem US-Landwirten massiv schaden. Im Agrarsektor arbeiten doppelt so viele Menschen wie in der Autoindustrie. Zudem könnte Mexiko die polizeiliche Zusammenarbeit an der Grenze und die Anti-Terror-Kooperation mit den USA einstellen. Details, die sich Trump überlegen sollte, bevor er weiter draufhaut. (Manuela Honsig-Erlenburg, 25.1.2017)