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Man wird sich an Alexander Van der Bellen erst gewöhnen müssen: an seinen noch etwas ungelenken Redestil, seine humoristischen Anspielungen und seine Nachdenklichkeit. Mit seiner ersten Rede als Bundespräsident hat Van der Bellen die richtigen Akzente gesetzt.

Er hat ein Plädoyer für Mitmenschlichkeit und Vielfalt gehalten, auch auf seine im Ausland liegenden familiären Wurzeln verwiesen. Er hat Österreich zwar als ein "im Weltmaßstab kleines Land" bezeichnet, aber gleichzeitig als "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" gezeichnet – ein positives Bild, mit dem er sich bewusst auch von den Entwicklungen in den USA und von Donald Trump absetzen wollte. Auch mit seinem Bekenntnis zu Europa, das er mehrfach wiederholte und auch als Appell formulierte: "Lassen wir uns vom Erhalt des gemeinsamen Europa nicht abbringen."

In dem Punkt wird er viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, wie schon die Reaktionen der Freiheitlichen im Reichsratssaal zeigten, die ihm nicht nur an dieser Stelle den Applaus demonstrativ verweigerten. Der neue Bundespräsident hat auch die richtigen Worte der Ermahnung und Ermutigung in Richtung Regierung gefunden. Seine Forderung, "Politik muss Ergebnisse bringen", war so formuliert, dass er die derzeit im Clinch liegenden Koalitionäre nicht abwatschte sondern sanft puschte.

Großer Schritt

Diese Art der fordernden Einmischung ist Teil des Amtsverständnisses des neuen Staatsoberhaupts, das wurde gleich in seiner ersten Rede deutlich. Dass er "nicht auf der Jagd nach der täglichen Schlagzeile" ist, entspricht der österreichischen Tradition der Hausherren in der Hofburg. Mit seinem Bekenntnis zur Neutralität stellt er eine Kontinuität zu seinem Amtsvorgänger Heinz Fischer her. Dass der langjährige Grünen-Chef das Bundesheer derart lobt, zu einer Schutzmacht für Demokratie und Frieden befördert, war überraschend und zeigt, dass Van der Bellen auch hier einen großen Schritt auf eine Gruppe zumacht, die ihm vermutlich skeptisch bis reserviert gegenübersteht.

Das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und Zuversicht zu vermitteln scheint der Anspruch des neuen Bundespräsidenten zu sein. An seinem Versprechen, dass es am Ende seiner Amtsperiode besser als vorher sein werde, wird er gemessen werden. Dass er sich am Ende seiner Rede direkt an die jungen Menschen gewandt hat und von allen verlangt, "mutig in die neuen Zeiten" und in die europäische Zukunft zu schreiten, war erfrischend anders. Van der Bellen will Brückenbauer sein und neue Wege beschreiten. (Alexandra Föderl-Schmid, 26.1.2017)