Iza Tarasewiczs "Arena II" besetzt den Raum, Olga Balemas "Interior Biomorphic Attachment" schmiegt sich an ihn an.

Foto: Georg Petermichl

Man kann daraus wohl keinen Trend ablesen, aber: Lange hat Berlin die Galeristen angezogen, nun hat Wien mit der Berliner Galerie Croy Nielsen einen erfreulichen Zuwachs bekommen. Nach acht Jahren in Kreuzberg sind Henrikke Nielsen und Oliver Croy im November letzten Jahres nach Wien übersiedelt, wohin man erstens schon immer einen guten Draht hatte, wo man sich zweitens aber natürlich auch in Bezug auf die Szene – die Künstler, Sammler, Kuratoren und Institutionen – neue Impulse und Perspektiven verspricht.

Nach der Eröffnungsausstellung mit der dänischen Konzeptkünstlerin Nina Beier (geb. 1975) sind derzeit in den prächtigen (Wohn-)Räumen am Parkring wieder die Arbeiten von drei Künstlerinnen zu sehen. Und auch dieses Mal blieb man dem Fokus auf internationale, konzeptuell arbeitende, gut informierte und nicht zuletzt aufstrebende Positionen treu.

Schlingpflanze aus Silikon

Vom Kasseler Fridericianum über die Berlin Biennale, São Paulo, die Bergen Assembly, London, Los Angeles bis zur Kunsthalle Wien reicht die Liste der Orte, wo Olga Balema (geb. 1984 in Lviv, Ukraine), Marlie Mul (geb. 1980 in Utrecht, Niederlande) und Iza Tarasewicz (geb. 1981 in Bialystok, Polen) bereits ausgestellt haben. Nicht immer, aber auch gemeinsam – etwa in der Ausstellung nature after nature (2014) im Fridericianum, wo unter anderen Olga Balema und Marlie Mul mit ihren Arbeiten aus Fiberglas, Kunstharz und Straßenmüll bzw. Wasser, Stahl und Plastikplanen Fragen nach der Konstruiertheit von Natur gestellt haben.

In die aktuelle Präsentation bei Croy Nielsen spielen diese Fragen nun ebenfalls hinein: An eine vor sich hin wuchernde Schlingpflanze erinnert dort etwa auch die Arbeit von Iza Tarasewicz, die sich durch mehrere Räume zieht. Es handelt sich dabei um ein 70 Meter langes Seil aus Hanffasern und Silikon, das einerseits wie ein Gewächs, andererseits aufgrund seiner schwarzen Farbe aber auch wie eine in den Raum gezeichnete Linie aussieht.

Ein Gegengewicht zum Digitalen

Mit dem Titel Arena II weist die Künstlerin darauf hin, dass es ihr um eine räumliche Markierung, vielleicht auch eine Besetzung geht. Die beiden Objekte aus der Serie Interior Biomorphic Attachments von Olga Balema schmiegen sich den Räumen dagegen farblich, aber auch formal geradezu an. Sie bestehen aus mit Latex beschichteten Schaumstoffplatten und sind im Falle der beiden in der Galerie ausgestellten Objekte weiß und orange. Obwohl formal sehr abstrakt, beeindruckt deren Körperlichkeit, wobei die Künstlerin ihren Objekten durch kleine Wölbungen hier oder dort eine beeindruckende Dynamik und Lebendigkeit verleiht.

Interessanterweise muss man Letzteres auch den beiden Objekten von Marlie Mul zugestehen, obwohl es eigentlich Hämmer sind. Allerdings: Diese sind hier nicht nur bunt und überdimensional groß, sondern auch noch aus Silikon, was aus ihnen ein ziemlich schlappes Paar macht. Dass man die beiden Hammer (2016) personifiziert, ihnen aufgrund ihrer Unhandlichkeit und Schlaffheit fast Mitleid entgegenbringt, zeichnet die Arbeit aus.

Mit Fragen nach der Natur hat die Arbeit zwar nicht viel zu tun. Allerdings gehört auch sie zu den künstlerischen Erzeugnissen jener mit dem Internet groß gewordenen Generation, die nun als Gegengewicht zum Digitalen wieder sehr bewusst die Materialität der Dinge vorführt. (Christa Benzer, 28.1.2017)