Viel ist in letzter Zeit über die Skinny, jene enganliegende Jeanshose, geschrieben worden. Im letzten Jahr hieß es an dieser Stelle, ihr Ende sei gekommen. Es hat damals alles danach ausgesehen: Allüberall wurde die Levi's 501, jene Hose, die bekanntermaßen um den Knöchel herum ziemlich locker sitzt, ausgegraben.

Jetzt sieht die Sache wieder anders aus. Die Verbraucher scheinen von der Röhre noch nicht Abschied nehmen zu wollen. Anders ist nicht zu erklären, dass das Unternehmen Levi's eine geschlauchte Version der 501 herausgebracht hat. Und sie "501 Skinny" nennt. Die Röhrenjeans ist nicht totzukriegen.

Neuerfindung: die "501 Skinny".
Foto: Levi's

Sogar das Label Vetements, das momentan den Zeitgeist am Schopf zu packen weiß, verzichtete zuletzt in Paris nicht auf schmal geschnittene Hosen. Helga Ruthner, ein Teil des österreichischen Modeduos Wendy & Jim, trug auf dem Laufsteg des französischen Labels eine knackig-enge weiße Skinny.

Helga Ruthner, Teil des österreichischen Modeduos Wendy & Jim, in weißer Skinny.
Foto: apa/afp/Alain Jocard

Tatsächlich ist die Skinny wieder im Gespräch. Schuld daran ist auch die Neuauflage des Films "Trainspotting", der gerade beworben wird. Vor kurzem trat in Edinburgh nämlich Ewan McGregor, mittlerweile Mitte vierzig, auf die Bühne. An den Beinen: ziemlich enge Hosen. Die hatte er vor zwanzig Jahren in "Trainspotting" noch mit Bomberjacke und Vintage-T-Shirt getragen.

EDGAR RENTON

Doch damit nicht genug des Gesprächsstoffs. "Trainspotting"-Darsteller Ewen Bremner (alias "Spud") behauptete unlängst in einem Interview mit dem Magazin "Time Out", eine enganliegende Röhre sei in "Trainspotting" zum ersten Mal zu sehen gewesen. Kostümdesignerin Rachel Fleming habe die Skinny-Jeans für Männer Mitte der 1990er für den Film erfunden.

Es sieht danach aus, als habe Bremner vor, die moderne Modegeschichtsschreibung auf den Kopf zu stellen. Denn er widerspricht der Legendenbildung um die enganliegende Hose: Die Erfindung der schmalen Skinny beansprucht der Modedesigner Hedi Slimane für sich. Er will in den Nullerjahren der Erste gewesen sein, der die schlanke Silhouette populär gemacht hat.

Vielleicht lohnt es sich aber, Ewen Bremner ernst zu nehmen. Seine Rolle in "Trainspotting" habe mit ihrem Mix aus 1990er-Röhrlhose und 1970er-Glam am ehesten den Zeitgeist verkörpert, meinte unlängst der "Guardian". Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen. (Anne Feldkamp, 2.2.2017)

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