Seit Jänner 2016 an der Spitze der Transalpinen Ölleitung (TAL): Alessio Lilli.

Foto: Martin Lugger

Wien – Noch geht alles seinen gewohnten Gang, das Öl fließt durch die gut 750 Kilometer lange Röhre vom Hafen Triest bis Karlsruhe in Baden-Württemberg – mit einer Abzweigung von Würmlach in Kärnten zur OMV-Raffinerie in Schwechat. Was aber wird sein, wenn der Ölverbrauch dereinst zurückgeht, nicht zuletzt wegen der Klimabeschlüsse von Paris? Alessio Lilli, Generaldirektor der Transalpinen Ölleitung (TAL), kann sich einiges vorstellen.

"Dann leiten wir möglicherweise Sand durch, wenn es Bedarf in Zentraleuropa geben sollte, Sand aus Afrika oder Saudi-Arabien, mit Wasser als Transportmedium. Oder Bier aus Bayern, das vom Hafen Triest weiterverteilt werden könnte, auch Pellets und vieles andere, " sagte Lilli im Gespräch mit dem STANDARD. "Eine Pipeline ist nichts anderes als eine Rohrpost X-Large." Passende Behältnisse zum Transport auch abseitigster Güter würden sich finden.

Langsames umdenken

Zumindest die nächsten Jahrzehnte sieht Lilli, der vom italienischen Energiekonzern Eni kommend Anfang 2016 den Vorsitz der Pipelinegesellschaft übernommen hat, noch keinen Grund umzudenken. Im Jahr 2030 würden erneuerbare Energien internationalen Berechnungen zufolge vielleicht auf einen Anteil von 15 Prozent kommen. Die Ölnachfrage werde bis dorthin aller Voraussicht nach nur in kleinerem Ausmaß sinken; hauptbetroffen von der im Gang befindlichen Energiewende sei die Kohle, die bei der Verbrennung in hohem Maße klimaschädliches CO2 freisetzt. Kohle werde Zug um Zug von Erdgas substituiert, glaubt Lilli.

50 Jahre in Betrieb

Durch die Transalpine Ölleitung, die 1967 in Betrieb genommen wurde und kommenden April das 50-Jahr-Bestandsjubiläum feiert, wurde im Vorjahr eine Rekordmenge an Rohöl geschleust. Nach 41,2 Millionen Tonnen im Jahr davor waren es 2016 insgesamt 41,4 Millionen Tonnen. Die maximale Kapazität der Leitung, an der die OMV zu 25 Prozent beteiligt und damit Mehrheitsgesellschafter ist, liege bei rund 48 Millionen Tonnen im Jahr. Das sei aber nur ein theoretischer Wert, sagte Lilli, praktisch dürfte bei 45 Millionen Tonnen Schluss sein.

Die TAL, eine der größten Ölleitungen überhaupt, beliefert neben Schwechat sieben weitere Raffinerien in Deutschland und Tschechien. Gesellschafter sind neben der OMV noch Shell, Ruhr Öl, Eni, C-Blue Limited (Gunvor), BP, Exxon Mobil, Phillips 66 / Jet Tankstellen, Total und Mero aus Tschechien. (stro, 4.2.2017)