So wenig Elbphilharmonie und Brennerbasistunnel (BBT) verbindet, eines haben die beiden Großprojekte gemeinsam: Die Kostenschätzungen waren das Papier nicht wert, auf dem sie zusammengeschustert wurden. Denn die Bauherren, also die für die Beschlüsse zuständigen Politiker, begnügten sich mit unzuverlässigen Schätzungen, um ihre Prestigeprojekte in der Öffentlichkeit durchzubringen, und setzen damit eine schlechte Tradition fort: Öffentlich finanzierte Großprojekte werden so kleingerechnet, dass sie von Gemeinderat, Landtag oder Ministerrat beschlossen werden. Die Endabrechnung hingegen gerät regelmäßig zum Skandal.

Beim BBT kann das für Österreich schmerzhaft werden. Denn der längste Eisenbahntunnel Europas, auf den Verkehrsministerium und Land Tirol so stolz sind, kostet inklusive Finanzierungskosten allein auf Tiroler Seite sechs Milliarden Euro. Es werden wohl mehr werden, denn vertrauenerweckend ist das Zahlenwerk nicht. Es stammt aus dem Jahr 2013 und wird vom Rechnungshof zerpflückt: Mängel im Projektmanagement, ausufernde Managementkosten, fehlende Risikoabschätzung oder nebulose Ausrüstungskosten. Die Kosten für Inbetriebnahme und Probebetrieb scheinen bis heute nicht auf. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Die Reaktion der Politiker und Staatsmanager ist immer dieselbe: Kritik wird trotzig als unsachlich abgekanzelt, denn zahlen muss eh nur der Steuerzahler. (Luise Ungerboeck, 5.2.2017)