Kinder in Harper in Liberia: ein Ausschnitt aus dem letzten Glawogger-Film "Untitled".

Foto: Filmladen/Lotus-Film

Graz – Das Serendipity-Prinzip wollte Michael Glawogger bei seinem Reise-Essay, für den er monatelang den Balkan, Italien, Nordwest- und Westafrika bereiste, Regie führen lassen. Mittendrin sorgte der plötzliche Tod des Regisseurs für einen allzu frühen Drehschluss, der Glawoggers Freunde und Cineasten 2014 schockiert zurückließ.

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Am 28. März soll der von Glawoggers künstlerischer Wegbegleiterin und Cutterin Monika Willi vollendete Film "Untitled" das Filmfestival Diagonale eröffnen. Der Film sei "pures Kino", sagte Sebastian Höglinger, der mit Peter Schernhuber das Festival seit dem Vorjahr leitet. Die beiden seien von den "einzigartigen Bildern" von Kameramann Attila Boa und den "sphärischen Klängen" des Komponisten Wolfgang Mitterer begeistert gewesen und wollten ihm "die größte Leinwand geben, die wir haben".

20 Jahre in Graz

Höglinger und Schernhuber verrieten am Dienstagabend im Grazer Café Promenade erste Details zum diesjährigen Festivalprogramm, wobei auch auf die 20 Jahre, welche die Diagonale nun schon in Graz zu Hause ist, zurückgeblickt wurde.

In ihrem zweiten Jahr wollen die beiden Intendanten auch den Diskurs über Filme verstärkt ins Herz des Festivals, also in die Kinosäle holen. Die Regisseure Ulrich Seidl und Josef Hader sowie der Produzent Veit Heiduschka werden dabei unter anderen mit dem Publikum in einen Dialog treten.

Austro-Pop-Schwerpunkt

Auch einen Pop-Schwerpunkt wird es 2017 geben, genauer gesagt: einen Austro-Pop-Schwerpunkt, den der Musikjournalist Robert Rotifer mitgestaltet. So komme es zu einem Wiedersehen mit Hansi Lang, der in einem Porträt, das Rudi Dolezal 1984 über ihn drehte, aussehe, als sei "er direkt aus einem Bilderbuch-Video gestiegen", witzelte Höglinger über generationsübergreifende Pop-Ikonen.

Ein anderer Schwerpunkt ist einem Multitalent, das einer breiten Masse noch erstaunlich unbekannt ist, gewidmet: dem österreichischen Filmvorführer, Cutter, Kameramann, Regisseur und Netzwerker Andi Winter. Im Dokumentarfilm-Wettbewerb wird etwa Christin Veiths Film "Relativ eigenständig", bei dem Winter Kameramann war, gezeigt. Es ist ein dreijähriges Projekt, in dem das Erwachsenwerden von Gymnasiasten begleitet wird.

Der Festivaltrailer wurde heuer von Antoinette Zwirchmayr gestaltet, heißt wie der 76-jährige französische Philosoph Jean-Luc Nancy und ist eine Hommage an "das vielschichtige Wesen des Kinos". (Colette M. Schmidt, 8. 2. 2017)