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Für Fleischexporte in Drittstaaten wie China gibt es strenge veterinärhygienische Regeln, die vom Exportbüro überprüft werden.

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Wien – Mit einer Exportservicestelle sollen die Lebensmittelexporte Österreichs gepusht werden. Diese haben zwar diverse Probleme – Russlandembargo, niedrige Milch- und Fleischpreise, Wetterkapriolen sowie Währungsschwankungen – erstaunlich gut durchtaucht. Aber in der Branche hat man festgestellt, dass es ohne Know-how-Bündelung in dem Sektor nicht geht. Vor allem bei veterinärmedizinischen Fragen sind die Fallstricke in potenziellen Drittländern groß. Auch auf Märkten wie China oder Taiwan gebe es laufend höhere veterinärmedizinische Anforderungen, auf die sich ein Exportbetrieb einstellen muss.

Es wäre nicht Österreich, würde für ein solches Exportbüro nicht eine recht komplizierte Konstruktion gewählt werden. "Büro für veterinärbehördliche Zertifizierung" lautet die etwas sperrige Bezeichnung für die seit etwa einem halben Jahr existierende Stelle. Die Einheit ist im Gesundheitsministerium, und da wiederum bei der Agentur für Ernährungssicherheit angesiedelt. Geleitet wird das Büro von Ulrich Herzog, Sektionschef im Gesundheitsministerium – provisorisch, wie es auf der Homepage heißt. Herzog ist Leiter des Fachbereichs Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen. Unterstützt wird die Exportförderstelle vom Landwirtschaftsministerium.

Kritik von den Grünen

Besonders dass die für Exporte eigentlich zuständige Wirtschaftskammer (WKO) mit ihrem großen Netz an Außenhandelsstellen überall in der Welt nicht eingebunden ist, gefällt vielen nicht. "Es handelt sich dabei ja um Produkte von der Lebensmittelindustrie", kritisiert der Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang Pirklhuber. Also sollte man eine solche Exportinitiative auch über diese Kanäle abspielen.

In der Wirtschaftskammer selbst ist man aber mit der gewählten Exportförderstelle gar nicht unzufrieden. Bei solchen Exporten in Drittländer handle es sich häufig um Sondervereinbarungen, oft mit sehr speziellen Auflagen, heißt es aus der WKO. Überfordert wäre die Kammer auch bei den oft durchgeführten Inspektionsbesuchen ausländischer Behörden, sogenannten Audits, in Bauernhöfen, Schlachthöfen und fleischverarbeitenden Betrieben.

Spezialität Schweinsohren

Erste Erfolge, die auch auf die Vorarbeiten des Exportbüros zurückgehen, gibt es. Im November wurde Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) mit seinem chinesischen Amtskollegen Han Changfu handelseins, sodass österreichisches Schweinefleisch künftig ins Land der Mitte geliefert wird. Gerechnet wird seither mit 13.000 Tonnen Schweinefleisch im Wert von rund 40 Millionen Euro, die nach China gehen werden. Zum Vergleich: In Österreich werden jährlich 49.000 Tonnen Schweinefleisch verzehrt.

Damit auch die hierzulande verschmähten Teile wie Schweinsohren oder -füße exportiert werden können, mussten fünf österreichische Schlachthöfe eine chinesische Zertifizierung durchlaufen, die wiederum von den Chinesen streng kontrolliert wurde.

Wie von DER STANDARD berichtet, ging es dabei nicht nur um veterinärhygienische, sondern auch um kulturelle Zugänge zu der Materie. Die Chinesen legen Wert darauf, dass Schweineohren und Schweinefüße als Gourmetprodukte behandelt werden – und nicht, wie hierzulande üblich, als Schlachtabfälle oder als Katzen- und Hundefutter.

Die Märkte, die die Fleischwirtschaft mit dem Büro ansprechen will, liegen vor allem in Asien: neben China auch Taiwan, Südkorea und Japan. Schon jetzt ist bei den Nahrungsmittelexporten nach Japan und Südkorea Fleisch, und da wiederum Schweinefleisch, die wichtigste Produktgruppe. Nach Japan und Südkorea gab es im Vorjahr im Vergleich zu 2015 zweistellige Exportzuwachsraten.

Hoher Schweineimport

Kritiker wie Pirklhuber meinen, dass man den Konsum von österreichischem Fleisch mehr ankurbeln sollte – und nicht über teure Auslandsengagements den Umsatz steigern. Pro Jahr würden 500.000 Lebendschweine nach Österreich zur Schlachtung importiert, erläutert der grüne Agrarier. "Das heißt, dass wir viel mehr darauf achten sollten, dass mehr heimische und weniger ausländische Ware verzehrt wird", sagt er, dann könne man sich auch so manche Exportinitiative sparen.

Grundsätzlich haben sich die Lebensmittelexporte Österreichs sehr gut entwickelt. Wie berichtet, stieg der Wert der Exporte im Vorjahr um 3,2 Prozent an und erreichte mehr als zehn Milliarden Euro. Auch bei den preissensiblen Produktgruppen wie Milch und Fleisch wurde ein Handelsbilanzüberschuss erzielt. (Johanna Ruzicka, 9.2.2017)