Vielleicht war es am Ende die Einsicht: Nach einer Wahl, in der pro Stimme bis zu 30.000 Dollar an Bestechungsgeldern geflossen sein sollen, haben sich Somalias Parlamentarier für jenen Präsidentschaftskandidaten entschieden, der als am wenigsten korrupt gilt. Der in den USA lebende Mohamed Abdullahi Mohamed – wegen seiner Vorliebe für Milchprodukte "Farmaajo" (Käse) genannt – erweckte als Premier 2010/11 den Eindruck, weder für Geschenke noch für Clandenken empfänglich zu sein.

Farmaajo ist also ein vergleichsweise guter Kauf, jedenfalls der am wenigsten schlechte. Und das Gleiche lässt sich auch über den Modus sagen, den sich die internationale Gemeinschaft für seine Wahl einfallen ließ. 14.000 Somalier waren diesmal an der Auswahl jener 329 Abgeordneten beteiligt, die sich mehrheitlich für diesen neuen Präsidenten aussprachen. In einem Zehn-Millionen-Staat ist das nicht viel. Aber es sind viel mehr als noch 2012.

Und es ist ein seltener Lichtblick. Denn sonst bleibt die Lage düster. Wegen der dauernden Anschlagsgefahr fand die Wahl in einer Flughafenhalle statt. Und als am Abend Schüsse fielen, dachten viele an einen Angriff – bis klar wurde, dass es Freudenbekundungen waren. Farmaajos Regierung wird nur kleine Teile des Landes kontrollieren. Und dass seine Nähe zu den US-Republikanern Somalia bei Donald Trumps Regierung helfen wird, dürfte ein Traum bleiben. Aber immerhin: Es hätte schlechter ausgehen können. (Manuel Escher, 9.2.2017)