Wien – Nur wenige Tage nach der scharfen Kritik der Trump-Regierung am deutschen Wirtschaftsmodell legt die größte europäische Volkswirtschaft wieder eine Rekordbilanz vor. Der Exportüberschuss Deutschlands, seit längerem der größte der Welt, ist im Vorjahr wieder um fast zehn Milliarden Euro angewachsen. Das sind 1,2 Prozent. Der Spalt zwischen Exporten und Importen betrug knapp 253 Milliarden Euro.

"Der abermalige Rekord ist ein Zeichen dafür, dass Deutschland von der wirtschaftlichen Globalisierung profitiert", sagte Christian Dreger, der Direktor der Abteilung für Internationale Ökonomie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), im Gespräch mit dem STANDARD. Der Kritik, die der Trump-Berater Peter Navarro vor kurzem tätigte, kann Dreger nichts abgewinnen. Navarro hatte der "Financial Times" gesagt, Deutschland nutze den viel zu billigen Euro dafür, um seine Exporte aufzublähen.

Investitionsschwäche

"Die deutschen Exporte sind auch gestiegen, als der Euro noch viel teurer war", sagte der Ökonom. Deutschland exportiere sehr viele Investitionsgüter, also etwa Maschinen oder Kräne. Weil deutsche Güter rund um den Globus wegen ihrer guten Qualität gefragt sind, seien Preisschwankungen nicht so wichtig. "Deutschland steht mit seinem Exportportfolio international einfach sehr gut da", so der Handelsexperte.

Dreger kann aber Teile der Kritik verstehen, denn die Importe Deutschlands, die viel schwächer wachsen als die Exporte, würden der Weltwirtschaft Schwierigkeiten bereiten. Er sieht dafür vor allem die Investitionsschwäche des Landes verantwortlich. Unternehmen würden vor allem in Bereichen investieren, in denen man Güter im Ausland absetzen kann.

Das könnte sich aber bald ändern, denn der deutsche Konsum läuft eigentlich recht gut. Im Vorjahr ist er um zwei Prozent gewachsen. Heuer soll er weiterwachsen, aber etwas schwächer, nämlich um 1,5 Prozent, so eine Konsumprognose des Marktforschungsinstituts GfK. Die Verbraucher seien zwar weiterhin in Konsumlaune; in manchen Bereichen wie bei Textilien und bei der Unterhaltungselektronik zeichne sich inzwischen aber eine Marktsättigung ab, betonte der GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth bei der Vorstellung der Konsumprognose. "Wir haben bereits seit sechs bis sieben Jahren ein gutes Konsumklima in Deutschland. Da haben sich viele Anschaffungen erledigt", so Adlwarth. Auch dürfte die steigende Inflation die Konsumlust mancher dämpfen.

Österreicher zuversichtlicher

Hierzulande steigt die Konsumlaune. "Nach länger anhaltender Skepsis gegenüber den wirtschaftlichen Potenzialen kehrt Zuversicht ein", kommentiert Paul Unterhuber von GfK Österreich die Ergebnisse. Die Österreicher erwarten eine deutliche Verbesserung der Konjunktur. Im Vorjahr ist die heimische Volkswirtschaft wieder um 1,5 Prozent gewachsen. Die Erwartungen bremste zuletzt aber der Internationale Währungsfonds (IWF). In seinem Länderbericht für Österreich sagte er dem Land langfristig niedrige Wachstumsraten von nur einem Prozent voraus. Die Produktivität entwickle sich schwach. (sat, 10.2.2017)