Diese drei Pferde-Vertreter der Gattung Hipparion koexistierten vor rund acht Millionen Jahren auf der Iberischen Halbinsel. Eine neue Untersuchung lässt vermuten, dass Veränderungen in der Umwelt und in Ökosystemen in den vergangenen 20 Millionen Jahren die treibende Kraft hinter der Evolution der Pferde waren.

Illustration: Mauricio Antón

Berlin – Eine aktuelle Studie stellt eine klassische Theorie der Evolution in Frage: Internationale Wissenschafter haben nachgewiesen, dass Veränderungen in der Umwelt und in Ökosystemen in den vergangenen 20 Millionen Jahren offenbar die treibende Kraft hinter der evolutionären Entwicklung der Pferde waren.

Die bisherige These brachte den Evolutionserfolg der Pferde mit verschiedenen neuen Anpassungen an das Leben im offenen Grasland vor 18 Millionen Jahren in Verbindung. "Nach dieser Theorie sollen sich Pferde in der Steppenumgebung schneller entwickelt haben. Sie brachten widerstandsfähigere Zähne hervor, die sich bei dem überwiegenden Verzehr von Gras nicht so schnell abnutzten", erläutert Juan L. Cantalapiedra, Hauptautor der im Fachjournal "Science" präsentierten Studie. Demnach sollten die Pferde auch größer geworden sein, um dieses nährstoffarme Futter besser verwerten zu können. "Außerdem bot die Größe Schutz vor Raubtieren in diesem neuen, offenen Lebensraum", meint der Forscher vom Museum für Naturkunde in Berlin.

Langsame Entwicklung

Bisher wurde angenommen, dass sich Zähne und Körpergröße in kurzer Zeit entwickelten. Den neuen Ergebnissen zufolge könnten diese evolutionären Veränderungen mehr Zeit in Anspruch genommen haben als bisher angenommen. Cantalapiedra und seine Mitarbeiter konnten sogar zeigen, dass sich alle neu entwickelten Pferdearten ökologisch gesehen sehr ähnlich waren. Es sieht daher so aus, als wären die evolutionären Veränderungen nicht durch eine neue Vielfalt der ökologischen Rollen, sondern vielmehr durch eine zunehmende Vielgestaltigkeit der Umwelt zu erklären.

"Veränderungen in der Umwelt könnten ein Mosaik von zersplitterten Ökosystemen hervorgebracht haben, in denen verschiedene Pferdepopulationen mit ähnlichen Bedürfnissen und Anpassungen an die Umwelt sich isoliert voneinander entwickeln konnten. So könnten sich unterschiedliche Arten mit ähnlichem Aussehen entwickelt haben", meint Manuel Hernández Fernández von der Universidad Complutense in Madrid. Das sei wahrscheinlich nur in Ökosystemen möglich gewesen, in denen viel Energie und Biomasse verfügbar war, sodass Arten, die einander sehr ähnlich waren und sonst stark miteinander konkurriert hätten, alle überleben konnten.

Geringe Veränderungen

Zweimal noch beschleunigte sich die Diversifizierung der Pferdearten, als nämlich der veränderte Meeresspiegel vor elf Millionen Jahren und dann noch einmal vor vier Millionen Jahren den Pferden ermöglichte, von Nordamerika nach Eurasien und Afrika hinüberzuwandern. Damals tauchten neue Arten tatsächlich ganz schnell auf, zeigten aber äußerlich keine dramatischen Veränderungen. (red, 12.2.2017)