Histioteuthis heteropsis, der wegen seiner Färbung auf Englisch auch Strawberry Squid genannt wird, hat ein sehr großes und ein eher kleines Auge.

Kate Thomas

Mit dem größeren schaut der Kopffüßer im Normalfall nach oben.

Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI)

Durham/Wien – Tiefseekalmare sind Kopffüßer und zählen nach wie vor zu den eher geheimnisvolleren Bewohnern unseres Planeten. Besonders faszinierend sind ihre Augen, die bei den Riesenkalmaren mitunter Fußballgröße erreichen können und damit die größten Sehorgane des Planeten sind.

Es gibt aber noch andere, kleinere Kalmararten, die erstaunliche Augenpaare besitzen. Histioteuthis heteropsis, eine erdbeerfarbene Spezies, verfügt über ein kleines, bläuliches Auge und über ein ungewöhnlich großes gelbes; Stigmatoteuthis dofleini wiederum hat ein Stielauge und ein relativ "normales".

Ein Auge mit Stiel und eines ohne gibt es nur bei Stigmatoteuthis dofleini.
Foto: Kate Thomas

Seit der Entdeckung dieser Arten vor über 100 Jahren rätseln Meeresbiologen über den Sinn dieser Asymmetrie. Diese seltsamen Augenpaare ließen auch Kate Thomas (Duke University) nicht los, die deshalb die Tiere in ihrem natürlichen Habitat in 200 bis 1000 Metern Tiefe mit Tauchrobotern filmen ließ. In diesen Tiefen ist noch ein wenig Restlicht vorhanden – und das dürfte auch die unterschiedliche Augengröße erklären, wie Thomas mit Kollegen im Fachblatt "Philosophical Transactions B" schreibt.

Zwei verschiedene Sichtweisen

Die Filme zeigten nämlich, dass die Kopffüßer meist so schwimmen, dass ihr großes Auge nach oben gerichtet ist, während das kleine Auge nach unten schaut. Die Biologen gehen nach Computersimulationen davon aus, dass die beiden Augen eine jeweils spezielle Funktion erfüllen: Das große hält im Restlicht nach Schatten Ausschau, die auf Feinde hindeuten. Unter den Tieren befinden sich dagegen oft Tiefseebewohner, die selbst leuchten, leichter erkennbar und meist Beute sind.

Die unterschiedliche Augengröße erklären die Forscher mit Energieeffizienz: Ein kleines Auge erfüllt seinen Zweck, braucht aber weniger Energie. Und darauf kommt es auch in der Tiefsee an. (tasch, 13.2.2017)