Methodenwissen mit kurzer Halbwertszeit: Lernfähigkeit, Widerstandfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit als beständige Brücke sind für Projektmanager wichtig, schreibt Brigitte Schaden.

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Die Gegenwart: Projektmanagement (PM) hat sich in die Breite entwickelt. Die unterschiedlichen PM-Methoden werden in allen Branchen, Berufen und für diverse Aufgaben eingesetzt. Denn überall gibt es die Anforderung, komplexe Ziele in kurzer Zeit zu erreichen. Projektmanager zu sein ist keine singuläre spezifische Funktion mehr.

Vielmehr wird Projektmanagement in allen existierenden Berufen immer häufiger als Zusatzqualifikation benötigt. Projektmanagement-Basiskompetenz wird mehr und mehr zu einem notwendigen Grundverständnis im Berufsalltag – wie die IT-Nutzung. Parallel dazu gibt es unverändert den hauptberuflich tätigen Projektmanager – eben wie auch den IT-Experten.

Die Zukunft: Der Beruf Projektmanager ist auch im Zeitalter 4.0 nicht in Gefahr zu verschwinden. Das zeigen unter anderem Studien der renommierten Universität Oxford. Im Gegenteil, durch die vielen Umstellungen im Zuge von Industrie 4.0 bzw. Internet of Things (IoT) werden Projektmanager in den nächsten Jahren wohl sehr viel und sehr viel neue Arbeit haben.

Was muss ich können?

Es gibt Thesen, die besagen, dass Projektmanager in Zukunft nur mehr Simulationen durchführen werden. Das sehe ich ganz und gar nicht so. Allerdings werden die Projekte immer komplexer, die Rahmenbedingungen immer unsicherer, und damit einhergehend verändern sich die Anforderungen an die im Projektmanagement tätigen Menschen. Die Job- und Kompetenzanforderungen werden immer höher, es wird immer mehr an fachlichem Know-how und vor allem auch an persönlichen Eigenschaften verlangt. "Ausgelernt" hat man somit nie im Projektmanagement. Das ist an sich nichts Neues.

Neu ist aber, wie rasch sich die Halbwertszeiten der Kompetenzen und des Wissens verkürzen. Das bedeutet, dass ein noch viel stärkerer Fokus auf die Aus- und Weiterbildung gelegt werden muss. Egal wie erfolgreich man in der Vergangenheit war, wie groß und komplex die umgesetzten Projekte gewesen sind – im Projektmanagement tätige Menschen müssen sich und ihre Kompetenzen permanent reflektieren und updaten. Sie müssen sich zukünftig ständig neu beweisen und bewähren.

Die Skills für die Zukunft

Reines PM-Methodenwissen allein reicht dafür nicht mehr aus. Es ist "nur mehr" eine wichtige Basis. Domainwissen der jeweiligen Branche, für die man tätig ist, ist ebenso erforderlich. Außerdem werden folgende Fähigkeiten unerlässlich sein: (rasche) Lernfähigkeit – unter anderem im Umgang mit IT.

Widerstandsfähigkeit, um mit den Unsicherheiten umgehen zu können, ohne psychisch zu erkranken. Anpassungsfähigkeit für die stetigen Veränderungen der Unternehmensabläufe und der Unternehmenskultur. Fähigkeit zur Kommunikation über unterschiedliche Kanäle und mit unterschiedlichsten Stakeholdern. Und generell soziale Kompetenz, denn die globale Zusammenarbeit wird unverändert an Bedeutung gewinnen.

Aber der beste Projektmanager ist auf verlorenem Posten, wenn er keinen professionellen, aktiven Projektauftraggeber hat, der zumindest über ein PM-Basiswissen verfügt. Das ist in Österreich leider noch viel zu wenig im Bewusstsein der Entscheidungsträger und auch der HR-Experten, die hier wichtige Anstoßgeber sein könnten und sein sollten.

Es ist noch viel Platz

Jedes zweite Unternehmen in Österreich hat laut einer Studie von pma und Planview im Hinblick auf die Effektivität der Projektwirtschaft großen Nachholbedarf. Die Gründe dafür sind vielfältig, angefangen von nicht definierten bzw. fehlenden Prozessen bis eben hin zu geringer Unterstützung der Projekte durch die Auftraggeber. Nur 60 Prozent der Firmen führen überhaupt eine zentrale Bestandsliste aller Projekte des Unternehmens.

Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr das fehlende Bewusstsein der Geschäftsführung und der Aufsichtsräte für hochwertige und effiziente Projektpraxis. Das wird sich für eine erfolgreiche Zukunft in der Welt 4.0 schnellstmöglich ändern müssen.

Dass fehlendes oder schlecht aufgesetztes Projektmanagement immer öfter in Rechnungshofberichten angekreidet wird, ist dafür ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung. (21.02.2017)