Am Bau arbeiten besonders viele Ausländer.

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Wien – Die Regierung will weniger Ausländer auf dem Arbeitsmarkt. Kanzler Christian Kern (SPÖ) begründet das damit, dass wegen der starken Migration der vergangenen Jahre die Arbeitslosigkeit gestiegen und die Einkommen gesunken seien. Mit einem Bonus, der für neue Zuwanderer nicht gilt, soll die Zuwanderung nun eingebremst werden.

Firmen sollen für jeden neuen Mitarbeiter eine Förderung bekommen. Wenn sie Menschen einstellen, die neu zuwandern, soll das Geld nicht fließen. Ausländer, die schon da sind, werden aber ebenfalls gefördert. Für einen Arbeiter, der 2.000 Euro brutto verdient, macht der Bonus 290 Euro pro Monat aus. Was der Vorschlag der Regierung bringt und wie es um Ausländer auf dem Jobmarkt steht, in fünf Punkten.

1. Die Zuwanderung aus Osteuropa steigt sehr stark

Die Forderung der Regierung ist nicht aus der Luft gegriffen. Seit der Arbeitsmarkt 2011 für Menschen aus Osteuropa großteils geöffnet wurde, kamen sehr viele nach Österreich, um hier zu arbeiten. Die Löhne sind hierzulande deutlich höher als in ihren Herkunftsländern. Heute arbeiten um 215.000 mehr Ausländer hier als noch 2008. Die Hälfte davon sind Ungarn, Rumänen und Slowaken. Die Zahl der Osteuropäer ist auf 255.000 gestiegen, das sind dreimal so viele wie noch 2008.

2. Sie konzentrieren sich auf einige Branchen

Ausländer arbeiten vor allem im Bausektor, in der Gastronomie und im Handel. Dabei gibt es aber große Unterschiede. 23 Prozent der Polen, die 2015 in Österreich einen Job hatten, waren am Bau beschäftigt. Die Ungarn sind vorwiegend in der Gastronomie tätig (27 Prozent). Das sind für Österreicher wenig attraktive Branchen: Unter ihnen arbeiten nur vier Prozent in der Gastronomie, sieben Prozent am Bau.

3. Verlieren manche Menschen deshalb ihre Arbeit?

Ja, vorwiegend Ausländer, die schon länger hier sind, und Menschen mit so gut wie keiner formalen Ausbildung. Die Arbeitslosenrate der Türken liegt mittlerweile bei knapp 20 Prozent. Viele neue Zuwanderer sind besser qualifiziert. In Ostösterreich ist die Zahl der Arbeitslosen nach der Ostöffnung in der Gastronomie, im Handel und am Bau leicht gestiegen.

Zuwanderer verdrängen vor allem jene Personen, die ähnlich ausgebildet sind. Das war auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Flüchtlingswelle nach den Jugoslawienkriegen so, sagt der Wifo-Ökonom Peter Huber. Die Effekte seien aber wesentlich geringer, als die hitzige Debatte nahelegen würde. "Auf 40.000 Zuwanderer kam damals ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 0,1 oder 0,2 Prozentpunkte."

4. Drücken sie die Löhne?

Ein bisschen, ja. Es gibt zwar keine Untersuchungen zur Ostöffnung, Erfahrungen aus der Vergangenheit legen das aber nahe. Wenn Firmen zwischen vielen Jobsuchenden wählen können, haben sie eine größere Verhandlungsmacht. Die neuen Zuwanderer treten vor allem mit Türken, Bosniern und Serben, die schon länger hier sind, und geringqualifizierten Einheimischen in Konkurrenz.

5. Ändert der Kern-Vorschlag daran etwas?

Vielleicht ein wenig. Bei Jobs, für die die Ausbildung keine Rolle spielt, könnte der Bonus helfen, sagt Wifo-Ökonom Huber, weil nur die Kosten entscheiden. Bei allen anderen Jobs ist das aber fraglich. Zigtausende neue Zuwanderer haben in den vergangenen Jahren eine Arbeit gefunden, schon länger hier lebende Arbeitslose nicht. "Viele haben nicht die Qualifikation, die es für die offenen Stellen braucht", sagt Michael Christl von der Agenda Austria. Daran ändern auch ein paar hundert Euro nichts. (Andreas Sator, 22.2.2017)