Attacke auf eine Eulenattrappe.

Foto: Filipe Cunha

Zürich – Schon Konrad Lorenz beschrieb dieses Verhalten: Gruppenangriffe auf überlegene Fressfeinde sind unter Vögeln keine Seltenheit. Bisher dachte man, das Schikanieren anderer Arten durch Schreie, Scheinattacken oder echte physische Angriffe diene ausschließlich dem Selbstschutz.

Doch das aggressive Verhalten dürfte noch einen anderen Nutzen haben: Wie ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Behavioral Ecology and Sociobiology" berichtet, versuchen männliche Vögel damit Eindruck bei den Weibchen zu schinden und so ihre Chance auf Fortpflanzung zu erhöhen.

Angriff vor Zeugen

Die Biologen um Filipe Cunha (Universität Zürich) führten für ihre Studie mehrere Experimente durch. So präsentierten sie freilebenden Vögeln unterschiedlicher Spezies Nachbildungen zweier Eulenarten. Nun beobachteten sie, wie die kleineren Vögel auf die Anwesenheit der potenziell gefährlichen Eulen reagierten.

Wie erwartet zeigte sich, dass vorrangig Männchen dazu übergingen, die Eulenattrappen anzufliegen. Die Nachbildung einer kleineren, ungefährlicheren Eulenart wurde dabei häufiger attackiert als die größere. Vor allem aber waren die Männchen stets angriffiger, wenn Weibchen zusahen.

Die weiblichen Vögel dürften die Attraktivität der Männchen danach beurteilen, wie mutig und aggressiv diese einem Raubtier entgegentreten, so Cunha. "Das kann Hinweise darauf geben, wie gut ein Männchen den Nachwuchs verteidigen oder Futter beschaffen kann." (red, 25.2.2017)