"Maximilian. Das Spiel um Macht und Liebe": Johannes Krisch (re.) und Harald Windisch sind für den Kaiser im Einsatz.

Foto: ORF / Thomas Kiennast

Am Set war es kalt, der Mantel schwer.

Foto: ORF / Thomas Kiennast

Haug von Werdenberg ist ein Opportunist, der nichts hinterfragt.

Foto: ORF / Thomas Kiennast

STANDARD: Mit den eigenen Augen sieht man es meistens anders. Wie gefällt Ihnen der Maximilian?

Krisch: Die Bilder, die der Kameramann Thomas Kiennast gezeugt hat sind: Wow! Das ist Weltklasse. Wie er die Kamerawinkel einfängt und mit dem Licht arbeitet, das ist wirklich einzigartig. Bitte ich möchte, dass Sie das schreiben!

STANDARD: Wird gemacht. Merkt man beim Drehen, dass etwas gut wird?

Krisch: Natürlich merkt man das, an der Chemie, am Flow, du merkst sofort, das ist eine geile Sache. Das pflanzt sich fort vom Kostümdepartement bis zum Licht, und das ist gut so.

STANDARD: Wie war der Dreh des "Maximilian". Es schaut körperlich intensiv aus?

Krisch: Es war auch anstrengend, manchmal sehr kalt, die Rüstung schwer. Da beginnst du nachzudenken: So haben die gelebt? Mit schwerem Mantel und Kettenhemd.

STANDARD: Sie tragen hauptsächlich Pelz.

Krisch: Ja, der Mantel war aber trotzdem schwer, in der Burg war es auch kalt und am Pferd zu sitzen, ist anstrengend. Es ist eine Zeitreise, spannend und schön, wenn man das machen kann. Ein Privileg.

STANDARD: Mögen Sie es, in historischen Gewändern zu spielen?

Krisch: Sehr. Weil das mit dem Beruf zu tun hat. Ich bin ja nicht nur ans Theater gegangen oder drehe Filme, weil ich Kommissar spielen und Autofahren wollte, sondern weil ich mir auch mal das Schwert umschnallen möchte und im Wald reiten will.

STANDARD: Spürt man sich anders mit dem Kostüm am Leib?

Krisch: Ja, das ist fein, da musst du gar nichts mehr machen. So ein Kettenhemd hat ein paar Kilo, und damit gehst du anders. Du kriegst ein Gespür, wie das damals hat sein müssen. Und wenn das auf einer eiskalten Burg ist, dann weiß man, warum die Leute damals nicht alt geworden sind.

STANDARD: Wie gehen Sie mit diesen Unannehmlichkeiten beim Drehen um?

Krisch: Ich benutze sie. Früher hatten sie auch nicht den Luxus, es ist einfach so. Ich ziehe mir dann auch keine Skiunterwäsche oder sonst etwas an. Das lässt dich in der Körperlichkeit auch wieder anders sein. Wenn du es warm hast, stehst du anders in der Rüstung.

STANDARD: Keine Fußwärmer?

Krisch: Nichts, das interessiert mich nicht.

STANDARD: Wie sehr haben Sie sich mit Ihrer Figur auseinandergesetzt?

Krisch: Da gab es nicht viel zum Auseinandersetzen. Lesen, das war es. So groß ist die Rolle nicht. Ich muss wissen, woher er kommt, wohin er geht. Haug von Werdenberg hatte in Vorarlberg seine Niederlassung. Mehr muss ich nicht wissen, das andere macht die Fantasie.

STANDARD: Wie er ausgesehen hat?

Krisch: Keine Ahnung, ich habe kein Bild gefunden. Jetzt schaut er so aus, wie ich aussehe.

STANDARD: Wofür steht Haug?

Krisch: Er ist ein Opportunist. Davon haben wir ja doch genug, wenn wir uns in Österreich umschauen. Wir sind gerade in sehr schweren Zeiten. Maximilian als Lehrbeispiel herzunehmen, dafür ist es mir zu zahm. Aber schauen wir uns Richard III. an, sind wir auch in der Zeit. Den haben wir gerade in Amerika.

STANDARD: Sie leben jetzt wieder näher zur Bundeshauptstadt. Gibt es einen Unterschied zwischen deutschen und österreichischen Märkten?

Krisch: Nein, wenn man mit mir drehen will, steig ich ins Flugzeug ein und fertig. Ich werde sicher nicht den Fehler machen, nach Amerika zu gehen und dort Fuß zu fassen, weil das ist der größte Blödsinn.

STANDARD: Hollywood reizt auf Dauer nicht?

Krisch: Seit "Revanche" habe ich den Fuß drinnen, und das ist auch gut so. So wie in Gore Verbinskia "A Cure of Wellness", das ist zwar nur eine kleine Rolle, aber trotzdem eine andere Liga. Dass man mich dafür besetzt, ist eine große Ehre. Mit diesem Mann zu arbeiten, ist eine Bereicherung. Aber ich werde trotzdem hier sein, Theater spielen und meine Filme planen.

STANDARD: Was sagt der Kritiker des Burgtheaters zur momentanen Situation?

Krisch: Ich kann Karin Bergmann nur Rosen streuen. Wie sie den Dampfer wieder auf Kurs gebracht hat, dafür gehört ihr der größte Respekt gezollt. Ich hoffe, sie verlängert noch einmal, weil sie jetzt gerade auf dem Weg ist, eine künstlerische Handschrift zu etablieren. Diese Chance muss man ihr geben. Das schreiben Sie bitte auch! (Doris Priesching, 26.202017)