In der Regierungsloge wurde der verstorbenen Ministerin gedacht.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Die Blume, die heuer erstmals die männlichen Debütanten trugen.

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Wien – Der 61. Wiener Opernball ging am Donnerstag für die Besucher mit gemischten Gefühlen über die Bühne. Während das offizielle Österreich um Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) trauerte, war es für Künstler, Debütanten und Ballgäste ein rauschendes Fest.

Die Loge des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, der in dieser heuer erstmals in seiner neuen Funktion gastierte, blieb etwa den Großteil des Abends verlassen. Schon beim Einzug hatte sich Van der Bellen tief betroffen gezeigt. Der Ball sei aber nicht nur eine Tanzveranstaltung, sondern ein "Staatsball", an dem die Staatsspitze teilnehme und das Land repräsentiere, wie Van der Bellen sein Kommen erklärte. "Meine Gedanken sind bei Sabine Oberhauser", sagte der Präsident in einem Statement in der Liveschaltung des ORF. "Mein Mitgefühl ist bei ihren Angehörigen."

Vor der Eröffnung bat Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) die Gäste um eine Trauerminute. "Der Opernball ist ein Fest der Freude, manchmal ist es aber so, dass einen das Leben auf den Boden der Realität zurückholt", sagte Kern mit Tränen in den Augen. "Es ist unendlich traurig, dass Sabine heute den Abend nicht bei uns feiern kann." Oberhauser sei "ein großartiger Mensch voller Lebenslust" gewesen. "Sie würde es schätzen, wenn Sie sich heute amüsieren im Gedenken an eine große Frau", sagte Kern.

Kein Teppich und geschlossene Türen

Viele Mitglieder der Bundesregierung verzichteten auf den Gang über den roten Teppich. Sowohl Kanzler als auch Bundespräsident verließen nur kurz nach der Eröffnung den Ball. Auch andere Logen blieben den Abend über verlassen oder für spontane Besucher geschlossen. Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) blieb zwar auch nach dem Festakt. Sein Resümee des Abends fiel nüchtern aus. "Für die Umstände, unter denen der Ball stattgefunden hat, war er okay", sagte Häupl zum STANDARD.

Auch Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) verweilte in ihrer Loge gleich unter dem Orchester. "Halligalli" sei die Veranstaltung heuer aber nicht für sie gewesen. "Ich bin sehr, sehr traurig", sagte auch sie zum STANDARD: "Wir haben internationale Gäste, die ich heute betreue." Oberhauser sei für Brauner immer eine "starke, frauensolidarische Freundin" gewesen.

Es wuselt trotzdem

Die Trauer der Politiker spürte man im Ballsaal und in den wirren Hintergängen der Oper kaum. Es drängelte wie jedes Jahr. Ausgelassene Stimmung fand man etwa in der Wolfsschlucht, einem Heurigen im Souterrain, den Bars und der Disko. Der Ballsaal blieb stets gut gefüllt, durch die Gänge huschten neben den Gästen immer wieder Debütantenpaare mit erleichterten Gesichtern und Silberrosen in den Händen. "Alles gut gelaufen", sagt Debütantin Hanna Gumpinger: "Bei der Mitternachtsquadrille hab ich aber so geheadbangt, dass ich mir kurz Sorgen um die Tiara gemacht hab."

Wäre sie hinuntergefallen, wäre es kein Problem gewesen: Ein Kosmetiksalon im Zwischenstock kümmert sich um kleine Haar- und Schminkproblemchen. "Meist ist es nur Auffrischen", heißt es dort. Überhaupt ist für fast alle Eventualitäten vorgesorgt: Ein Schneider kümmert sich um geplatzte Hosen und, viel schlimmer: Laufmaschen, wenn der Stöckel bricht, steht ein Schuhmacher parat. Viel Andrang herrschte in der Angestelltenkantine, bei Gulasch, Leberkässemmeln und Frankfurtern. Erleichtert zeigte sich Organisatorin Maria Großbauer: "Am Nachmittag war ich sehr ängstlich, aber alles ist gutgegangen." (Andreas Hagenauer, Oona Kroisleitner, 24.2.2017)