Wien – In den therapeutischen Behandlungen von Kurbetrieben finden Kohlensäurebäder schon seit langer Zeit Anwendung. Es ist bekannt, dass das mit Kohlendioxid angereicherte Wasser die Herzfrequenz verlangsamt, den Blutdruck senkt und beruhigend auf die Patienten wirkt. In einem Forschungsprojekt der Fachhochschule Burgenland möchte man nun erproben, ob sich die Anwendung dieser Bäder auch für eine weitere Zielgruppe eignet – jene der Leistungssportler.

"Sporttreibende haben das Bedürfnis, schnell zu regenerieren, weil das auch eine höhere Leistungsfähigkeit bedeutet. Kohlensäurewannenbäder sind eine wertvolle regenerative Maßnahme und könnten dabei helfen", sagt Ute Seper vom Department Gesundheit der FH Burgenland, die das zu Jahresbeginn 2017 gestartete Projekt leitet.

Gemeinsam mit ihren Kollegen und dem südburgenländischen Kurbad Tatzmannsdorf als Partner untersucht Seper, ob die Erholungsfähigkeit von Athleten tatsächlich durch den Einsatz von Kohlensäurewannenbädern ansteigt. Unterstützt wird das Forschungsprojekt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Land Burgenland. In Bad Tatzmannsdorf ist man natürlich daran interessiert, den Nutzerkreis der entsprechenden Behandlungen zu erweitern und sie nicht nur auf Kurpatienten zu beschränken.

Fußballer im Erholungstest

In einem ersten Testdurchlauf absolvierten die Probanden – die Fußballer des SC Bad Tatzmannsdorf – eine ganze Reihe medizinischer und sportmotorischer Untersuchungen. Im Zuge einer Herzfrequenzvariabilitätsmessung wurde bei den Sportlern beispielsweise 24 Stunden lang – also sowohl bei körperlicher Anstrengung als auch in Ruhephasen – durchgehend der Puls aufgezeichnet.

Zehn-Meter-Sprints, Sprungkrafttrainings und Reaktionstests lieferten zudem sportmotorische Parameter. Persönliche Erholungs- sowie Belastungseinschätzungen der Probanden wurden ebenfalls Teil der Erhebung der burgenländischen Regenerationsforscher.

Nach den anfänglichen Tests bekamen die Fußballer an sechs aufeinanderfolgenden Tagen, die von intensiven Trainingseinheiten geprägt waren, zwanzigminütige Kohlensäurewannenbäder verabreicht. Damit diese therapeutisch wirksam sind, muss die Konzentration bei mehr als 800 Milligramm Kohlendioxid pro 1000 Liter Wasser liegen. "Auf diese Art wirkt sich die Behandlung günstig auf die Fließeigenschaften des Blutes aus", erklärt die Forscherin.

Nach dieser Behandlungsreihe wurden die medizinischen und sportmotorischen Testreihen wiederholt. Einer Kontrollgruppe, die dieselben Trainings absolvieren musste, wurden hingegen Wannenbäder ohne Kohlendioxidzusatz verabreicht. Dieser Testlauf soll im kommenden Herbst ein zweites Mal durchgeführt werden. Entsprechend einem sogenannten Crossover-Design sollen dann aber die Kohlensäurebadgruppe und die Kontrollgruppe ihre Rollen tauschen.

Biologisches Alter

Genaue statistische Auswertungen werden in dem insgesamt eineinhalb Jahre dauernden Forschungsprojekt noch einige Zeit auf sich warten lassen. Eine positive Tendenz sei aber aus den Erfahrungen der ersten Tests bereits ablesbar, erklärt Seper.

"Auf Basis der Herzfrequenzvariabilitätsmessung wurde auch das biologische Alter der Probanden eruiert. Wir haben gesehen, dass die Behandlung auch auf diesen Faktor Einfluss hat." Sowohl in den Schlafaufzeichnungen als auch bei den sportmotorischen Tests sei ein positiver Einfluss erkennbar gewesen. Seper: "Wir nehmen deshalb stark an, dass sich auch statistische Unterschiede zeigen werden." (pum, 5.3.2017)