Die Wandlung Donald Trumps vom Geschäftsmann zum Politiker, sie begann in den Fiebersümpfen rechter Verschwörungstheoretiker. Es war Trump, der einst eine monatelange Kampagne fuhr, um das Gerücht zu verbreiten, Barack Obama sei gar nicht auf amerikanischem Boden geboren, weshalb er zu Unrecht im Oval Office sitze. Im Wahlkampf folgte die durch keinerlei Fakten belegte These, die Muslime New Jerseys hätten auf den Dächern gejubelt, als im Terrorinferno des 11. September 2001 die New Yorker Zwillingstürme einstürzten. Nach dem gewonnenen Votum faselte der designierte Präsident von drei Millionen Wählern, die angeblich illegal abstimmen konnten und Hillary Clinton einen – letztlich irrelevanten – Vorsprung beim "popular vote" sicherten.

Wenn er nun behauptet, Obama habe ihn abhören lassen, ist es nur die Krönung einer langen Serie. Damit folgt Trump einem Handlungsmuster, das erstaunlich oft in seinem Sinn funktionierte. Sobald ihm etwas nicht passt, lenkt er ab mit einer Zeile, die für möglichst fette Schlagzeilen sorgen soll. Sobald er unter Druck gerät, kontert er mit wilden Gegenattacken, in denen er offenbar Befreiungsschläge sieht. Die Demokraten rufen nach einem Sonderermittler, um zu untersuchen, ob Russland das Duell ums Weiße Haus zum Schaden Clintons zu beeinflussen versucht hat? Trump hält dagegen, indem er seinerseits einen Sonderermittler fordert, um die von ihm unterstellte Lauschorder seines Amtsvorgängers unter die Lupe zu nehmen.

Wenn FBI-Chef James Comey zu verstehen gibt, dass es eine solche Order nicht gab, wird er wissen, wovon er spricht. Theoretisch ist zwar nichts auszuschließen, Rechtsbrüche eingeschlossen. Doch im Moment scheint es so, als gründe Trump seine schockierenden Anschuldigungen allein auf wüste Komplotttheorien aus dem rechten Medienspektrum. Ein US-Präsident, der dies derart leichtfertig, derart impulsiv tut, beschädigt das wichtigste Wahlamt der Welt. (Frank Herrmann, 6.3.2017)