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Noch nie gab es so viele Milliardäre mit so viel konzentriertem Reichtum.

Foto: apa/epa/Wu Hong

Peking – Im exklusiven "Klub der neun Nullen" wird immer mehr Chinesisch gesprochen, sowohl unter den reichsten Männern der Welt als auch unter den reichsten Frauen. 2.257 Milliardäre in 68 Ländern hat der in Schanghai lebende Brite Rupert Hoogewerf für seine neue Hurun-Reichenliste aufgespürt. 629 Superreiche – und damit fast jeder dritte (29 Prozent) – sind chinesischer Herkunft. Der Abstand zu den 552 Superreichen der USA hat sich weiter vergrößert. Die Stadt mit den meisten Milliardären ist Peking (94), die zum zweiten Mal New York (86) den Rang abläuft.

Zu den Aufsteigern gehören aber auch die Deutschen, die es auf 109 Milliardäre bringen, 27 mehr als im Vorjahr. Damit rücken sie auf Platz drei vor Indien (100) auf. Die Reichsten unter ihnen sind wie schon 2016 Dieter Schwarz von der gleichnamigen Gruppe und die Familie Karl Albrecht (Aldi), die es auf die Plätze 25 und 29 schaffen.

Deutliche Steigerung

Insgesamt konnten die Milliardäre zum Stichtag 1. Jänner 2017 ihr Vermögen um 16 Prozent auf acht Billionen US-Dollar steigern, umgerechnet 10,8 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. "Der globale Reichtum konzentriert sich auffallend schnell in den Händen der Milliardäre", sagt Hoogewerf. Die Steigerung der Vermögen habe sich von der Wirtschaftsentwicklung abgekoppelt. In den vergangenen fünf Jahren, wo die Weltkonjunktur vor sich hindümpelte, stieg die Zahl jener, die das Eintrittsgeld von mindestens einer Milliarde Dollar besitzen, um zum "Klub der neun Nullen" zu gehören, um 55 Prozent. 343 neue Gesichter sind dieses Jahr dabei.

Gründe für die starke Geldvermehrung seien der wieder angezogene Wert des Dollar und der Höhenflug der Weltbörsen. Auffallend sei das Abschneiden von Chinas Milliardären, deren Zahl um 41 zulegte. Sie traten mit einem doppelten Handicap an. Chinas Landeswährung Renminbi blieb gegenüber dem Dollar stabil, und die Schanghaier Börsen legten nur um sieben Prozent zu. Chinesische Unternehmer hätten aber bei Logistik und Retail, E-Commerce und dem boomenden Liefergeschäft die Nase vorn. Sie sind neben Technologie die neuen Treiber vermehrten Reichtums. Für Industrieerzeugung und Immobilienhandel war 2016 dagegen ein schlechtes Jahr.

Selfmade-Milliardärinnen

Seit 1999 spürt Hoogewerf mit seinen jährlichen Hurun-Listen Chinas Vermögenseliten nach. Seit sechs Jahren hat er auch die weltweiten Milliardäre im Visier, unter denen Chinesen seit zwei Jahren an erster Stelle stehen. Auch die Frauen: Von 151 "Selfmade-Milliardärinnen" seien 121 Chinesinnen, also fast 80 Prozent.

Unter den Top Ten bleiben die bekannten westlichen Gesichter noch unter sich, acht der zehn Supermilliardäre stammen aus den USA. Bill Gates (Microsoft) führt die Liste mit 81 Milliarden Dollar an. Ihm folgt der 86-jährigen Warren Buffett (Birkshire Hathaway), der sein Vermögen um 15 Prozent auf 78 Milliarden mehrte. Dritter ist Jeff Bezos (Amazon), der seinen Reichtum auf 72 Milliarden steigern konnte. Die beiden reichsten Chinesen, der Immobilien- und Kinogigant Wang Jianlin (30 Milliarden) und Alibabas Jack Ma (29 Milliarden), kommen auf die Plätze 19 und 20.

Politische Superreiche

Hoogewerf zieht einen amüsanten Vergleich zwischen den "politischen" Milliardären in den erzkapitalistischen USA und denen in der sozialistischen Volksrepublik. Donald Trump (4,5 Milliarden Dollar Vermögen) ist der erste US-Präsident, in dessen Kabinett mehrere Milliardäre sitzen. Unter den 5.000 Funktionären im chinesischen Volkskongress und dem Beraterparlament identifiziert Hoogewerf 115 Abgeordnete, die Dollarmilliardäre sind. Gemeinsam stellen China und die USA fast die Hälfte aller Milliardäre.

Aus aktuellem Anlass zählt der Reichenforscher erstmals auch die Immigranten unter den Milliardären. Neun Prozent sind demnach Einwanderer der ersten Generation, 57 davon zog es einst in die USA. Der mit 36 Milliarden Dollar reichste unter ihnen ist Sergey Brin (Google). "Immigranten haben bei der Schaffung von Reichtum weltweit eine wichtige Rolle gespielt", sagt Hoogewerf.

Mark Zuckerberg (Facebook) ist mit 32 Jahren und 58 Milliarden Dollar der jüngste unter den zehn reichsten Milliardären. Der älteste unter allen Milliardären ist zugleich eine Legende des Superreichtums: David Rockefeller senior. Er wird im Juni 102 Jahre alt. (Johnny Erling aus Peking, 7.3.2017)