Ein verhältnismäßig kleines, drahtloses Mikrofon, das sich mit dem Smartphone verbindet und Aufnahmen in Studioqualität liefert. Philipp Sonnleitner hat mit dieser Idee das Start-up Mikme ge- gründet und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durchgeführt.

Foto: Mikme

Wien – Eigentlich wollte Philipp Sonnleitner ein Mikrofon nur für Musiker entwickeln. Es sollte mobil und drahtlos funktionieren, sehr einfach bedienbar sein und dennoch Aufnahmen in Studioqualität liefern. Eine befreundete Jazzsängerin, die sich über ihre komplizierte Technik ärgerte, hatte ihn auf die Idee gebracht. Heute muss er zugeben, dass er sich damals in der Zielgruppe irrte.

Die ersten Mikrofone werden gerade ausgeliefert. Im Rahmen einer Kampagne auf dem Crowd-funding-Portal Indiegogo, bei der man für 400 Dollar (umgerechnet rund 380 Euro) ein Gerät erstehen konnte, kamen 2000 Kaufzusagen zusammen. Zwar sind ein Drittel der Käufer von Mikme – so heißen sowohl Mikrofon als auch das von Sonnleitner gegründete Wiener Start-up – tatsächlich Musiker.

Journalisten und Videomacher

Was dem Gründer bei Projektstart aber nicht klar war: In Zeiten, in denen Podcasts, Online-Videos und Livestreams zum Alltag gehören, machen Journalisten und Video-Schaffende die größte Interessentengruppe für ein mobiles High-End-Mikro aus.

Bevor alles begann, hatte Sonnleitner beim Audiotechnik-Hersteller AKG gearbeitet. Als sein lang gehegter Wunsch, sich selbstständig zu machen auf die Idee des Drahtlosmikrofons traf, ging es schnell. "Ich bin selbst Musiker und wollte mit Mikme ein Problem, das ich selbst und Freunde rundherum hatten, lösen", so der Grazer. Er hängte den Job an den Nagel und machte sich mit Beratern Gedanken über Design und Technik.

Das Mikro sollte mit dem Smartphone zusammenspielen. Es brauchte eine schnelle und sichere drahtlose Datenübertragung. Und es sollte dennoch hochqualitative Aufnahmen schaffen, ohne Störgeräusche, die etwa aus Spannungsschwankungen resultierten. "Einige meinten damals, es sei technisch nicht möglich. Blöderweise hatte ich aber schon gekündigt", scherzt Sonnleitner.

2014 gründete er das Unternehmen. Er fand Partner in Serbien, wo die Elektronik und ein großer Teil der Software entstanden. Sechs Revisionen brauchte es, bis auch die letzten Probleme mit der "Phantomspeisespannung" und Interferenzen zwischen Stromversorgung und Drahtlosteil gelöst waren.

"Man hat schnell etwas, was halbwegs gut funktioniert", sagt Sonnleitner. "Von halbwegs gut auf sehr gut zu kommen, ist das Schwierige." Die Entwickler machten sich daran, ein eigenes Bluetooth-Protokoll zu schreiben, um eine verlustfreie Datenübertragung zu gewährleisten – was zu einem weltweiten Patent führte. Die Aufnahme wird zuerst in einem lokalen Speicher abgelegt, bevor sie auf das Smartphone übertragen wird, um dort bearbeitet oder im Netz veröffentlicht zu werden.

Erster Versuch gescheitert

Mikme bekam Förderungen von der Wirtschaftsagentur Wien und vom Seed-Programm der Förderagentur AWS. Noch 2014 wurde ein erster Crowdfunding-Versuch auf Kickstarter lanciert, der gescheitert ist. "Wir haben die Kampagne falsch angesetzt, das Ziel war viel zu hoch, und wir haben versucht, das Mikrofon nur an Musiker zu verkaufen", blickt Sonnleitner zurück. "Es hat sich nicht gut angefühlt, als wir das in den Sand gesetzt haben. Aber wir haben daraus viel gelernt."

So viel, dass Kampagne Nummer zwei zum großen Erfolg wurde. Bis heute sind auf Indiegogo 400.000 Euro zusammengekommen. In den USA hat Mikme einen großen Markt gefunden. "Mehr als ein Drittel des Umsatzes kommt aus den Staaten. 90 Prozent davon aus dem Silicon Valley", so der Entwickler. Und natürlich kommt auch aus der Gründungsstadt Wien ein wesentlicher Anteil.

Wachstumspläne

Das Mikrofon soll ab Sommer auch über Händler weltweit verkauft werden. Doch der Weg ist damit nicht zu Ende. Gerade wurde eine Finanzierungsrunde unter anderem mit Kapitalgebern von Speedinvest abgeschlossen. Das Start-up, das heute sieben Angestellte beschäftigt, soll "massiv" wachsen.

Dem Mikro soll beigebracht werden, sich mit Videos zu synchronisieren, Facebook-Livestreams zu bedienen oder Aufnahmen mit mehreren Mikrofonen zu machen – etwa um den Ton mehrerer Quellen bei Filmaufnahmen, Pressekonferenzen oder Band-Recordings koordinieren zu können. Der "Aufnahmeleiter" braucht zur Veröffentlichung dann nur das Handy zu zücken. (Alois Pumhösel, 10.3.2017)