Der irakische Musiker Ahmed Obaid Shaqaqi floh vor politischer Verfolgung. Die Künstlerin Pinar Ögrenci widmete sich der Geschichte seiner Flucht.

Foto: Pinar Ögrenci

Wien – Kann Musik Heimat schaffen, einen temporären Raum für Immigranten, deren Zugehörigkeit in der Schwebe ist? Um diese Frage dreht sich ein Projekt der Istanbuler Künstlerin Pinar Ögrenci, das im Kunsthaus Wien zu sehen ist.

Im Mittelpunkt der Videos in ihrer Ausstellung A Gentle Breeze Passed Over Us steht Ahmed Obaid Shaqaqi, ein junger irakischer Musiker, der im Frühjahr 2015 auf der Flucht vor der Verfolgung durch militante islamistische Gruppen nach Wien kam. Ögrenci begegnete ihm während eines Wien-Aufenthalts in einer Flüchtlingsunterbringung und war bestrickt von Shaqaqis Liebe zur Musik, die ihn über alle Katastrophen nicht verlassen hatte.

Sie begann ihn, mit dem sich schnell eine Freundschaft entwickelte, zu filmen, vor allem beim Spiel auf der Oud, einer Laute aus dem Vorderen Orient, die ihn stets begleitete. Er erzählte ihr aber auch von seiner Flucht: vom Vater, der als sozialkritischer Dichter unter Druck geriet; oder davon, wie man ihn zwang, die Oud wegen Platzmangels auf einem Schmugglerboot ins Meer zu werfen.

Poetisch-zwiespältig

Leaving Baghdad, Leaving Istanbul, Leaving Turkey und Living in Vienna nannte Ögrenci die Teile ihrer Videoinstallation, in denen man sich nun dieser Biografie nähert, in poetisch-zwiespältigen Bildern von einer im Wasser treibenden Oud, aber auch in O-Tönen und dokumentarischen Bildern.

In Wien war es übrigens Ögrenci selbst, die half, für Shaqaqi ein weiteres, besseres Instrument zu beschaffen – u. a. mittels eines Konzerts namens Ahmed Needs an Oud. Nun setzt sich die Filmemacherin für seinen fixen Aufenthalt ein: Unter dem Titel Ahmed Needs His Papers spielt am Donnerstag das Vienna-Ishtar Ensemble, das der mittlerweile übrigens Cello studierende Shaqaqi mit Musikern aus Wien, Tunesien und Frankreich gründete, im Kunsthaus. (Roman Gerold, 8.3.2017)