Die Poesie des Burgtheaters einfangen: Das ist dem Fotografen Peter Rigaud mit seinem Fotoband "Burg" ganz unpathetisch gelungen.

Foto: Otto Beigelbeck

"Notwendige Koordinaten wie Licht, Mensch, Zeit, Faszination, Erfahrung und auch Brüche und Widersprüche", nennt Peter Rigaud als Voraussetzungen für gelungene Bilder. Erfahrung kann der Fotograf zuhauf nachweisen. Für das vorliegende Buch hatte er auch Menschen an der Hand, genau 70. Es waren die Burgschauspieler, die für ihn kleine Einakter gaben.

Er inszenierte sie in ihrer Spielstätte, Sylvie Rohrer etwa an einer Säule hochkletternd, Nicholas Ofczarek erschöpft in einem Winkel kauernd, Daniel Jesch auf einer Dachskulptur Ausschau haltend; Maria Happel versteckt sich in der Präsidentenloge, und Fabian Krüger lässt mitten auf dem Gang die Hosen runter: alles nur Schau, aber mit dem nötigen Sinn für Drama und Selbstentblößung, die ja wichtig fürs Metier sind.

Burg versammelt die Porträts, Rigaud ergänzte sie durch Eindrücke im Haus. Er fand die Drähte und Zahnräder im Theatergetriebe, die schnörkellosen Gänge hinter den klassizistischen Wänden und rätselhafte Ecken, deren Poesie er einfing. Was zu einem Kniefall vor der, na ja, "ersten deutschsprachigen Bühne" hätte werden können, ist unpathetisch geblieben. Das Vorwort und die Einführungen sind zwar naturgemäß von der Liebe zum Theater getragen, sparen aber nicht mit konträren Ansichten. (Michael Freund, Album, 14.3.2017)