Foto: Getty Images/iStockphoto /RileyMacLean
"Schlimmer als ein Pullunder ist nur ein Pullunder mit Karomuster".
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Pro
von Rainer Schüller

Schon als Kind trug ich es gerne. Dieses elegante und doch sportliche Strickwerk, das seinem Träger und auch seiner Trägerin eine Mischung aus Mondänität, Intellektualität und Klasse verleiht wie kein anderes Kleidungsstück.

Ups. Pardon. Mea culpa. Je suis désolé. Jetzt habe ich "Kleidungsstück" zu ihm gesagt. Großer Fehler! Fake-News! Sad! Denn wie der Präsident des Pullunderclubs, dem ich angehören darf, stets betont: "Der Pullunder ist kein Kleidungsstück, er ist ein Seelenwärmer!"

Darum geht es. Wenn das erbarmungslose Leben einem wieder übel mitspielt, hilft der Pullunder. Wenn es beruflich nicht so rund läuft, hilft der Pullunder. Wenn einmal weder Familie noch Freund oder Freundin in Reichweite ist, der Pullunder ist da, hält einen sicher, hält einen warm.

Das Schöne daran: Er kommt nie aus der Mode. Wie hier im RONDO vor kurzem bestätigt, ist er auch in diesem Frühjahr voll trendy. Zeit für mich, wieder meinen Lieblingspullunder, den mit den blau-khaki Karos, den mir mein Cousin vor elf Jahren geschenkt hat, überzustreifen.

Kontra
von Mia Eidlhuber

Der Name sagt schon alles. Da braucht man eigentlich überhaupt nicht mehr hinschauen. Und wer ein bisschen des Englischen mächtig ist, kann gut verstehen, dass einen allein der Anblick eines solch sonderbaren Kleidungsstücks nur runterziehen kann. Ganz zu schweigen davon, so etwas selbst zu tragen. Ich kann da nur plädieren: Hände weg! Und nicht nur die Ärmel.

Schlimmer als ein Pullunder ist nur ein Pullunder mit Karomuster. Der befördert selbst gutaussehende junge Männer direkt in die traurige Riege leicht großväterlicher, nerdiger Sonderlinge. Fehlt nur noch ein über den Bauch gezogener Hosenbund.

Da hilft es auch nichts, dass der Pullunder im Englischen eigentlich Sweater Vest heißt. Wer macht schon in einer Schwitzerweste gute Figur? Die sonst stilsicheren Briten schimpfen den Pullunder überhaupt Tank Top, was bei uns als Ruderleiberl durchgeht, aber modisch zum Pullunder eine echte Alternative ist.

Weil im Ernst: Wer spielt heute noch Golf oder Polo? Oder Cricket? Eben. (RONDO, 17.3.2017)