Hemma Schmutz setzte sich gegen 36 Bewerber durch, von denen sich acht – sieben Frauen, ein Mann – dem Hearing einer Fachjury stellen mussten.

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Aktuell scheinen in der Lentos-Führung die Räder stillzustehen. Denn auf der Webseite des Museums richtet immer noch die im Jänner ins Wiener Belvedere gewechselte Stella Rollig ihre Grußworte ans Publikum. Das wird sich nun rasch ändern.

Freitagabend hat die Stadt Linz eine Nachfolgerin gekürt: Die gebürtige Kärntnerin Hemma Schmutz (50) wird neue Direktorin des Kunstmuseums Lentos und des historischen Stadtmuseums Nordico.

Als Tochter zweier Lehrer in Klagenfurt geboren, wuchs Hemma Schmutz im beschaulichen St. Georgen am Längsee auf. Der Weg zur Kunst führte über die Literatur: Ihre Mutter, eine Literaturliebhaberin, habe ihr früh "die fantastischen Kärntner Schriftsteller mit auf den Weg gegeben", wie sie sagt, "Christine Lavant, Ingeborg Bachmann, Peter Handke".

Erst Jugendstil, dann Gegenwart

Mit 18 übersiedelte Schmutz nach Wien, wo sie zunächst Germanistik, dann Kunstgeschichte studierte. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über Jugendstileinflüsse im Werk des tschechischen Malers Frantisek Kupka – eines Vertreters der klassischen Moderne um 1900, jener Epoche, zu der auch die Kernbestände des Lentos zählen. Ihr Wissen über die Gegenwartskunst erwarb sich Schmutz in der Praxis.

Zunächst in der Salzburger Galerie 5020, dann als Kuratorin der Generali Foundation. Von 2005 bis 2013 leitete sie den Salzburger Kunstverein. Lehraufträge führten sie ans Mozarteum, die Linzer Kunstuni oder die Wiener Angewandte, wo sie Kunst im öffentlichen Raum unterrichtete.

Zusammenarbeit und Themen

Räume öffnen soll die Mutter eines erwachsenen Sohnes nun in Linz, wo ein eleganter Spagat zwischen Breiten- und Kunstpublikum gefragt sein wird. "Man kann nicht nur Ausstellungen über Namen allein machen, man muss mit Themen locken: Der nackte Mann, Rabenmütter, es geht auch in Richtung kulturhistorische Ausstellungen." Dazu will Schmutz die Zusammenarbeit zwischen dem Stadtmuseum Nordico und dem gläsernen Kunsttempel stärken.

"Voll mittragen" will sie im Gespräch mit dem STANDARD die geplante Ausgliederung der Häuser aus der Stadtverwaltung, dennoch blieben Museen "klar Aufgabe der öffentlichen Hand". Sehr wichtig ist Schmutz auch ein respektvoller Umgang mit den Mitarbeitern, "etwas, das in letzter Zeit im Kunstbetrieb in Verruf geraten ist". Ausgleich findet die Kunstexpertin beim Wandern. Bleibt noch die Frage, ob sie auch Linzertorte mag? "Ja! Und ich back sie sogar selbst." (Stefan Weiss, 19.3.2017)