Themen wie inzestuöse Liebe oder patriarchale Konflikte werden in Adrian Sitarus "Illegitimate" ausgetragen, nicht einfach nur behandelt.

Foto: Let‘s Cee

Wien – Als Filmfestival mit Brennpunkt auf zentral- und osteuropäischem Kino will Let’s Cee die Aufmerksamkeit für das vielgestaltige Schaffen dieses Raums schärfen. Indirekt zeigt es damit an, dass nicht nur ökonomisch, sondern auch im Kulturellen ein Europa mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fortwirkt. Niemand käme auf die Idee, ein Festival für westeuropäische Produktionen zu organisieren.

Let’s Cee ist in nun in seiner fünften Ausgabe vom Oktober in den März übersiedelt. Die Struktur des Festivals, das u. a. Schienen für Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilm vorsieht, blieb gleich. Zu wenige Kinostarts und eine eher geringe Festivalpräsenz sind weiterhin Gründe dafür, warum es bei Let’s Cee auch etwas zu entdecken gibt. Beispielsweise aus dem Fundus des rumänischen Kinos, einer der spannendsten Kinonationen momentan.

Von der Bibel besessen

Adrian Sitarus Illegitimate fügt sich in die Reihe der hochkomprimierten Familiendramen. Themen wie inzestuöse Liebe, die Moral eines Schwangerschaftsabbruchs und patriarchale Konflikte werden hier ausgetragen, nicht einfach behandelt. Monica Lãzurean-Gorgans Dokumentarfilm A Mere Breath verhält sich dazu wie eine Miniatur, doch auch in diesem feinfühligen Familienporträt in "der schmutzigsten Stadt" des Landes wird den Menschen einiges an Demut abverlangt.

Kontroversiell verfährt der Pole Bartosz M. Kowalski in Playground mit dem Nihilismus und der Gewaltbereitschaft der Jugend, indem er dem Publikum einige Härte zumutet. Auch den russischen Theater- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov beschäftigen in The Student die Irrwege der jüngeren Generation, er erzählt von einem von der Bibel besessenen Schüler, dem es mit seinen Aktionen gelingt, aufklärerische Lehrer zu schädigen. Eine kleine Retrospektive gilt dem 2016 verstorbenen polnischen Regisseur Andrzej Wajda. (Dominik Kamalzadeh, 21.3.2017)