Bild nicht mehr verfügbar.

Der irakische Premier Haidar al-Abadi erstmals bei Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Die Iraker beteuern – trotz Trumps Ölgelüsten – ihr Vertrauen in die neue US-Regierung.

Foto: Reuters / Kevin Lamarque

Washington/Bagdad – Der irakische Premier Haidar al-Abadi konnte Washington natürlich nicht verlassen, ohne loszuwerden, dass "das irakische Öl den Irakern gehört. Alles andere ist inakzeptabel." In seiner denkwürdigen CIA-Rede am 23. Jänner – einer seiner ersten Auftritte als Präsident – hatte sich Donald Trump ja intensiv in sein "We should have kept the oil"-Mantra versponnen. Bei Aba dis erstem offiziellem Besuch in Trumps Weißem Haus war vom Öl natürlich nicht mehr die Rede.

Trump und Abadi streuten einander Rosen: Der US-Präsident lobte den Iraker für den "good job", den er mache; Abadi zeigte sich nach dem Treffen überzeugt, dass sich die Trump-Regierung im Kampf gegen den Terrorismus "mehr engagiere".

Wenn man das als Kritik an Barack Obama verstehen will: Auch Trump ließ die Gelegenheit dazu nicht verstreichen. Er betonte, dass die USA den Irak "niemals, nie" verlassen hätten dürfen: Damit meint er den Abzug der US-Kampftruppen im Jahr 2011, der allerdings bereits von George W. Bush mit dem damaligen Premier Nuri al-Maliki ausgehandelt wurde. Obama hat ihn nur vollzogen.

Sorge vor dem vorschnellen Rückzug

Allerdings hat Trump zur US-Präsenz im Irak wechselnde Meinungen: Früher war er für die Irak-Invasion 2003, die er später in seinem Wahlkampf kritisierte. Seine isolationistische Linie würde ja eher in Richtung Rückzug deuten. Die Sorge davor hat eine Gruppe von Senatoren veranlasst, Trump in einem Brief aufzufordern, die Unterstützung für den Irak nicht zu beenden, wenn der "Islamische Staat" einmal besiegt sein sollte.

Auch dass der Irak von Trumps Liste der muslimischen Länder gestrichen wurde, deren Bürger und Bürgerinnen in den USA nicht willkommen sind, hat nicht nur mit dem gemeinsamen Kampf gegen den IS zu tun. Es geht dar um, die Entwicklung rückgängig zu machen, die der Sturz Saddams Husseins erst möglich gemacht hat: den wachsenden iranischen Einfluss in dem Land, das zwar eine schiitische Mehrheit hat, aber arabisch ist.

Nach dem IS die Iraner

Diese Hoffnung macht Trump im Irak bei einem Teil der Bevölkerung populär: Seine aggressive Haltung Teheran gegenüber lässt manche glauben, dass die USA vorhaben, nach dem IS die Iraner aus dem Irak zu vertreiben, "wenn nötig mit einem Krieg", wie ein Exiliraker dem STANDARD sagt, selbst fernab vom Krieg lebend.

Im veröffentlichten Protokoll des Gesprächs zwischen Abadi und Trump fehlt jedoch jeder Hinweis auf den Iran. Im Gegenteil, die beiden stimmten demnach überein, dass der Irak positive Beziehungen zu seinen regionalen Partnern "entwickeln und aufrechterhalten" sollte.

Abadi bemüht sich im Irak um einen Ausgleich der Gruppen, er ist nicht unbeliebt, aber schwach – und sein Vorgänger Maliki, heute den Iran-abhängigen schiitischen Milizen nahestehend, würde ihn gern beerben. International punktet Abadi mit Besonnenheit und Ironie. So hatte er, als der Irak auf Trumps erster "Travel Ban"-Lis te stand, abgelehnt, eine ähnliche Maßnahme für US-Bürger einzuführen, wie es irakische Parlamentarier forderten.

Brücken, nicht Mauern

Und in Washington hatte Abadi, der gut Englisch spricht, die Lacher auf seiner Seite, als er im U.S. Institute for Peace (USIP) sagte, dass man zu den anderen Brücken bauen müsse, um sicherer zu werden: "Was sollen wir sonst tun? Mauern bauen?" Das USIP, in der Amtszeit von Ronald Reagan gegründet, ist übrigens eine der In stitutionen, deren Finanzierung im neuen Trump-Budget komplett gestrichen werden soll.

Trump hatte zu seinem Treffen mit Abadi hohe Regierungsmitglieder geladen, neben Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Rex Tillerson auch Pentagonchef Jim Mattis und H. R. McMaster, den nationalen Sicherheitsberater. Die beiden Letzteren haben im Irak gedient – wie ja in den vergangenen 14 Jahren fast jeder im US-Sicherheitsestablishment.

In Abadis Delegation war Fuad Hussein, der Kabinettschef der Präsidentschaft der kurdischen Regionalregierung in Erbil: Wenngleich nach dem Ende des Krieges gegen den IS harte kurdisch-arabische Verhandlungen über die gegenseitigen innerirakischen Beziehungen bevorstehen, so betont man jetzt, wie klaglos die militärische Zusammenarbeit bei der Schlacht um Mossul verläuft. Auch das hören die USA gerne, die eng mit den Kurden kooperieren, aber strategisch immer noch deren Verbleib im Irak einer Unabhängigkeit vorziehen würden. (Gudrun Harrer, 21.3.2017)