Foto: C.Bertelsmann

Die raffinierte Geschichte von zwei Schülern und der Rache ihrer Lehrerin zeigt, was hinter der Oberfläche einer Gesellschaft steckt, in der Menschen einem brutalen Leistungsdruck ausgesetzt sind. Die Lehrerin verabschiedet sich von ihrem Job und den Schülern. Die kleine Tochter der Alleinerzieherin wurde im Schulschwimmbad ertränkt. Offiziell ein Unfall, aber die Lehrerin benennt vor der Klasse zwei Mörder.

Dann geht sie und wartet, bis Panik und Mobbing ihr Werk tun. Die beiden Jungen reagieren unterschiedlich, aber das Resultat ist verheerend und aus der Sicht der Rächerin befriedigender als eine lahme Verurteilung.

Kanae Minatos subtiler Psychothriller aus Japan erzählt von abwesenden Vätern, Müttern, die das Vorankommen der Söhne zu ihrem einzigen Projekt machen, Wohlerzogenheit, hinter der sich Aggression verbirgt. Jugendliche, die den Kontakt zur Außenwelt verweigern als Reaktion auf die unterträglichen Zustände. Der verstörend sachliche Ton macht diesen Thriller zu einem außergewöhnlichen. (Ingeborg Sperl, Album, 25.3.2017)