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EPU: Selbstverwirklichung in die eigene Hand nehmen.

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Wien– 305.000 Unternehmen werden in Österreich als Ein-Personen-Unternehmen (EPU) geführt. 51 Prozent davon von Frauen. "EPUs sind keine Modeerscheinungen, schon gar keine Nische, sondern zeichnen sich durch Innovationsgeist aus und sind ein ganz wichtiger Teil der österreichischen Wirtschaft", sagt Elisabeth Zehetner-Piewald, EPU-Beauftragte in der Wirtschaftskammer (WKO). Laut Mittelstandsbericht haben im Jahr 2014 rund 119.500 EPUs gut 24,5 Milliarden Euro an Umsatzerlösen und eine Bruttowertschöpfung von 7,1 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Die Gründe, warum ein EPU gegründet wird, sind vielschichtig: 76 Prozent streben eine flexiblere Zeiteinteilung und Unabhängigkeit an, 73 Prozent wollen sich selbstverwirklichen, und 48 Prozent wollen eine Produktidee umsetzen, geht aus dem Monitoringbericht der KMU-Forschung Austria hervor. Nur zwei Prozent der Arbeitslosen, die davor unselbstständig beschäftigt waren, machen sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig.

Mehr als 70 Prozent der EPUs sind bereits seit über sechs Jahren selbstständig tätig, 38 Prozent sogar schon mehr als zehn Jahre.

Hoher Bildungsstand

Auch der Bildungsstand der EPU-Gründer ist hoch, 61 Prozent haben laut Zehetner-Piewald einen Abschluss einer Fachhochschule oder Universität. Den größten EPU-Anteil weisen die Sparten Gewerbe und Handwerk (66,1 Prozent) sowie Information und Consulting (60,4 Prozent) auf. Im Handel sind es 48,5 Prozent. Zu den Top-Fachgruppen zählen Personenberatung und Personenbetreuung, Unternehmensberatung und Buchhaltung, persönliche Dienstleister sowie Werbung und Marktkommunikation.

Es komme natürlich auch vor, dass ein EPU über längere Zeit an nur einen Kunden gebunden sei. Konkret: Drei Prozent hatten in den vergangenen zwölf Monaten lediglich einen Auftraggeber. Da könne es zu Schwierigkeiten mit der Gebietskrankenkasse kommen, die die Selbstständigkeit des Unternehmers hinterfrage. "Über einige Wochen oder Monate an nur einen einzigen Kunden gebunden zu sein darf den EPUs aber nicht zum Verhängnis werden", sagt Zehetner-Piewald.

Diese Forderung richtet sich an die Bundesregierung. Dort ist der Punkt "Rechtssicherheit für Selbstständige und Unselbstständige" in Verhandlung. Eine Lösung soll laut Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) rund um Ostern stehen. Gleichzeitig betont Mahrer einmal mehr: "Ohne EPUs keine Innovation, ohne Kooperation – zwischen großen und kleinen Unternehmen – kein Wachstum." Ebenfalls auf dem Radar der WKO ist ein Forderungskatalog von Verbesserungen beim Bezug des Krankengelds bis hin zur steuerlichen Begünstigung des Büros im eigenen Wohnungsverband. EPUs verdienten den Respekt, der ihnen als Wirtschaftstreibenden für Österreich zustehe. Sie seien keine "Ziegelarbeiter" des 21. Jahrhunderts.

Gewerkschaft warnt vor Pauschalisierung

"Wir begrüßen die Forderung der WKO nach mehr Rechtssicherheit für EPU, weil es natürlich bedeutet, dass die Zunahme der Scheinselbständigkeit verhindert wird", so Wolfgang Katzian, Vorsitzender der GPA-djp in einer Reaktion. Rechtssicherheit könne aber nicht dadurch geschaffen werden, EPU pauschal zu legalisieren und die Gebietskrankenkassen in Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben als Spielverderber hinzustellen."

Die Prüfung durch die Gebietskrankenassen habe sich bewährt, so Katzian in der Aussendung weiter: "Hier geht es nicht nur darum, dass Betroffene ordentlich entlohnt werden. Die Prüfungen sind auch Garant für fairen Wettbewerb, effiziente Kontrolle und für die Einhebung der Beiträge." Davon abgesehen sei das Know-How der Prüferim Bereich des Melde-, Versicherungs- und Beitragswesens bei diesen arbeitsrechtlich komplexen Themen unverzichtbar. (ch, 30.3.2017)