In der NHL kam der Kanadier trotz mehrerer Anläufe nicht zum Zug, über Schweden führte sein Weg nach Österreich, wo er diese Saison sehr erfolgreich zu Werke geht.

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Mit bislang zwölf Treffern (bei elf Vorlagen) in elf Partien sorgte er für einen neuen Rekord in der EBEL-Finalserie.

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In den 54 Spielen des Grunddurchgangs und der Platzierungsrunde sorgte er für 53 Punkte (22 Tore und 31 Assists) und wurde als MVP der EBEL-Saison ausgezeichnet.

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Wien/Klagenfurt – Die Eishockey-Finalserie zwischen den Vienna Capitals und dem KAC war bislang nichts für schwache Nerven. Dieser Ansicht ist auch einer, der die schonungslose Auseinandersetzung regelmäßig am eigenen Leib zu spüren bekommt: Caps-Stürmer Riley Holzapfel, der mit bislang zwölf Treffern (bei elf Vorlagen) in elf Partien für einen neuen Rekord in der EBEL-Finalserie gesorgt hat. "Die Spiele sind nicht wirklich so gelaufen, wie wir es erwartet haben. Sie waren nichts für schwache Nerven. Es gab viele Tore. Wir sind am Ende immer als Sieger vom Eis gegangen. Das war natürlich gut für unser Selbstvertrauen. Jetzt wartet aber die härteste Aufgabe in dieser Saison auf uns. Denn der vierte Sieg in einer Serie ist immer der schwerste", sagte der Kanadier dem STANDARD.

Auf der Jagd nach ewigem Rekord

Nun wartet auf die Eisarbeiter das vierte Duell. In der mit knapp 5.000 Zuschauern ausverkauften Klagenfurter Messehalle könnten die Caps am Freitag (20.15 Uhr, Servus TV und im derStandard.at-Ticker) mit dem vierten Streich nicht nur ihren bereits dritten Playoff-Sweep (Serienerfolg ohne Niederlage) hintereinander und damit einen unübertreffbaren Rekord landen, sondern nach 2005 auch den ersten Titel ihrer noch jungen Geschichte fixieren. Wie das prinzipiell geht, weiß Holzapfel natürlich: "Du darfst dich einfach an die letzten Spiele nicht mehr erinnern. Sobald das Startbully fällt, müssen wir bereit sein, gut ins Spiel reinkommen und unser System durchziehen."

Aubins Sorgen

Nach dem trefferreichsten Finale der EBEL-Geschichte, das die Caps am Dienstag in der Schultz-Halle mit 7:5 für sich entschieden hatten und damit in der Serie "best of seven" mit 3:0 in Führung gegangen waren, spricht vieles für die Wiener, die über die gesamte Saison dominiert hatten. Deren Coach Serge Aubin aber war nach der Partie alles andere denn happy, zu viele Fehler in der Defensive bereiteten ihm Sorgen. "Der KAC hat ein exzellentes Team. Sie verlangen uns alles ab. Nur wenn wir alles aus uns herausholen, haben wir eine Chance. Klagenfurt wird nie aufgeben."

Von Schweden nach Wien

Holzapfel, der wie sein Name verrät, deutsche Vorfahren hatte, weiß um die Stärken seines Trainers, der ihn vergangenen Sommer aus Schweden nach Wien-Kagran lotste. "Er hat aus uns eine eingeschworene Gemeinschaft geformt. Wir spielen sein System, eben schnelle Kombinationen, früher Forecheck, immer den Gegner beim Spielaufbau stören und sind damit erfolgreich."

Auch Aubin weiß nur Positives über seinen 28-jährigen Landsmann zu berichten: "Er ist ein großartiger Teamspieler, er liebt Hockey, er ist ein guter Skater und kann alles auf dem Eis." Was den Coach aber am meisten beeindruckt, ist, dass er "offensiv extrem stark" ist und "defensiv kaum Fehler" macht.

MVP und Teamplayer

Vor der Finalserie wurde der 1,83-m-Mann zum wertvollsten Spieler (MVP) der Liga gewählt und erhielt dafür die Ron-Kennedy-Trophäe. Er gewann mit 88 Punkten überlegen vor Jamie Lundmark (KAC/34) und Thomas Raffl (Salzburg/29) und avancierte damit zum erst zweiten Caps-Spieler nach Benoit Gratton, der 2011 die Auszeichnung erhielt. "Es ist eine große Ehre für mich. Mein Dank geht auch an meine Teamkollegen. Ohne sie wäre diese Auszeichnung für mich nicht möglich gewesen", sagte der bescheidene Teamplayer, der sich erfolglos in der NHL versuchte.

Die NHL ist kein Wunschkonzert

Trotz Engagements bei den Atlanta Trashers (2007), Winnipeg Jets, Anaheim Ducks und Pittsburgh Penguins (2012) lief der Stürmer in keinem einzigen NHL-Match auf, wurde lediglich in den jeweiligen Farmteams der Klubs eingesetzt. "In jedem Team, in dem ich spielte, hieß es, dass ich knapp dran sei." Es müsse aber "vieles passen, damit es klappt." So absolvierte er 368 Spiele in der American Hockey League (AHL), kam dabei auf 184 Punkte (73 Tore und 111 Assists). Zwischendurch gewann der Linksschütze 2007 mit der kanadischen U20 Gold bei der Junioren-WM.

Drei Saisonen in der Svenska Hockeyligan

Im Sommer 2013 übersiedelte er nach Europa, heuerte beim schwedischen Klub HV71 an, der vier Meistertitel in der Svenska Hockeyligan, der höchsten schwedischen Liga, vormals Elitserien, vorzuweisen hat. Für die Blue Bulls aus Jönköping erzielte er in zwei Saisonen 17 Tore und 18 Assists. Danach wurde er für eine Saison zum Ligarivalen und Aufsteiger nach Karlskrona transferiert, wo er als Alternative Captain fungierte.

Danach ging es gemeinsam mit seiner Frau Jenna und dem gerade einmal ein paar Monate alten Sohn Weston trotz mehrerer Angebote schnurstracks weiter nach Wien. Ausschlaggebend für die Entscheidung war vor allem Aubin, der ihn in einem Telefongespräch überzeugte. "Er lebt Hockey und diese Einstellung versucht er auf das Team zu übertragen. Ich habe vollstes Vertrauen in ihn."

Europa kein Rückschritt

Den Sprung nach Europa will er nicht als Rückschritt sehen. "Klar träumt jeder von der NHL, aber hin und wieder musst du einen Umweg gehen." Sollte trotz seines fortgeschrittenen Alters doch noch einmal eine Anfrage aus Übersee kommen, würde er darüber nachdenken.

Die Nummer 21 der Caps sieht seine Aufgabe nicht nur darin, zu scoren, sondern auch darin, den jungen Spielern zu helfen. Sein Motto lautet: "Gib immer alles, egal ob im Training oder im Spiel. Nur so kannst du ein richtiges Vorbild für die Jugend sein."

53 Punkte in Grunddurchgang und Platzierungsrunde

Bei den Wienern schlug er jedenfalls ein wie ein Blitz. In den 54 Spielen des Grunddurchgangs und der Platzierungsrunde erzielte der Zwei-Wege-Stürmer aus Regina, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Saskatchewan, das ziemlich genau im geografischen Zentrum Nordamerikas liegt, nicht weniger als 22 Tore (31 Assists). Ermöglicht wurden diese persönlichen Erfolge durch akribische Arbeit im Team. "Wir achten in unserem Spiel sehr auf die Details. Ich glaube, das zeichnet uns aus. Darüber hinaus verstehen wir uns als Team auch sehr gut untereinander. Es macht einfach Spaß bei den Capitals zu spielen."

Pellegrims Kampfansage

Viel Spaß dürfte Mike Pellegrims zuletzt nicht gehabt haben. Der KAC-Coach musste mit seinen Spielern nicht nur die bittere 4:5-Overtime-Niederlage nach 4:1-Führung aus Spiel zwei, sondern auch den wackeren, aber unbelohnten Auftritt zuletzt verarbeiten. Er gab sich kämpferisch: "Wien braucht einen vierten Sieg, und diesen werden wir mit aller Macht versuchen zu verhindern."

Scheitert der KAC mit diesem Vorhaben, dann sind die Caps nach zwei Finalpleiten (2013 und 2015) durch. Dass die Wiener nun plötzlich Nerven zeigen werden, ist eher nicht zu erwarten. Holzapfel: "Wir haben schon die ganze Saison gezeigt, wozu wir imstande sind." (Thomas Hirner, 7.4.2017)