Mit dem Brexit-Votum, spätestens mit dem Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen ist weltweit eine lebhafte Debatte über die Globalisierung in Gang gekommen. Die ökonomischen Nationalisten verspüren Aufwind. Die Klagen sind die gleichen: Das internationale Handelssystem schade der eigenen Volkswirtschaft. Die Konkurrenz aus Asien und Deutschland habe die eigene Industrie geschwächt und Millionen arbeitslos gemacht, sagt Trump etwa genauso wie die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen.

Das Gemeinsame all dieser Erzählungen ist, dass sie nicht ganz falsch sind – aber nur eine Seite der Medaille beleuchten. Die Nationalisten sprechen nur über die Verluste des eigenen Landes, aber nie über dessen große Gewinne.

Ein paar Beispiele: Billige Importe aus China mögen Industriezweigen, etwa im Stahlsektor, zugesetzt haben. Oft sind im Gegenzug die Hightech-Exporte aus dem Westen gestiegen. Konsumenten in Europa wie in den USA profitieren ungemein, weil sie bei Elektronik- und Textilprodukten zwischen vielen in- und ausländischen Anbietern wählen können. Diese Konkurrenz sorgte dafür, dass Preise für Konsumartikel, besonders in der Unterhaltungselektronik, gesunken sind. IWF und Weltbank zeigen in einer neuen Studie zudem auf, dass Unternehmen, die exportieren, produktiver werden. Wer die Debatte also wirklich voranbringen will, sollte mit einseitiger Jammerei aufhören. (András Szigetvari, 10.4.2017)