Bild nicht mehr verfügbar.

Um Details über die Zusammensetzung des Erdmantels herauszufinden, reicht Lava nicht aus, da es in hohem Ausmaß mit geschmolzener Kruste vermischt ist. Daher wollen internationale Wissenschafter künftig tief graben.

Foto: APA/EPA/BRUCE OMORI

Bild nicht mehr verfügbar.

Gelingen soll das Großprojekt mithilfe des Forschungs- und Bohrschiffes "Chikyū".

Foto: APA/EPA/MITSUBISHI JUKO

Kanazawa – Internationale Wissenschafter unter japanischer Führung bereiten sich derzeit auf eine Expedition vor, die sie an einen Ort führen wird, der für Menschen bzw. seine Technik bisher unerreichbar war: Die Geologen und Ozeanologen von der Forschungs- und Entwicklungsorganisation JAMSTEC (Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology) wollen sich durch sechs Kilometer dicke ozeanische Kruste bohren, um bis zum Erdmantel vorzudringen. Die ersten Tests und Analysen vor Ort finden bereits im kommenden September in den Gewässern vor Hawaii statt.

"Es werden einige Probleme zu lösen sein, ganz oben auf der Liste stehen wohl die Kosten", meint Susumu Umino, Petrologe von der Kanazawa University gegenüber der "Japan News". "Dennoch stellen diese ersten Untersuchungen in Hawaii bei unserem Vorhaben einen großen Schritt vorwärts dar." Das Projekt soll umgerechnet 510 Millionen Euro kosten und hauptsächlich mithilfe des modernen Forschungs- und Bohrschiffes "Chikyū" durchgeführt werden. Die Wissenschafter hoffen, dass sie ab 2020 mit dem eigentlichen Bohren beginnen können.

Das tiefste Loch der Erde

Neben Hawaii wurden noch zwei alternative Bohrstellen ins Auge gefasst: Eine liegt vor der Küste Mexikos, die andere vor Costa Rica. Das japanische Projekt ist nicht das erste, das den Erdmantel im Visier hatte, erfolgreich war vorerst noch keines. Das bisher tiefste Loch bohrten russische Geologen zwischen 1970 und 1989: Die Forscher arbeiteten sich auf der Halbinsel Kola nordöstlich von Finnland bis in eine Tiefe von 12,26 Kilometer vor. Zunächst musste die Bohrung unterbrochen werden, weil in der großen Tiefe unerwartet hohe Temperaturen von über 180 Grad Celsius herrschten. 1992 wurde das Projekt schließlich aus Geldmangel gänzlich eingestellt.

Das JAMSTEC-Team ist dennoch optimistisch, dass sie dort erfolgreich sein werden, wo andere zuvor gescheitert waren. Ein großer Vorteil ihres Projektes sei laut Umino, dass der Ozeanboden im Vergleich zur kontinentalen Erdkruste bedeutend dünner ist. Die Forscher erhoffen sich vor allem neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Erdmantels. Die wenigen bisherigen Erkenntnisse basieren großteils auf seismologischen Untersuchungen. Magma aus Vulkanen dagegen ist weniger aussagekräftig, da es mit Gesteinsschmelze aus der Erdkruste vermischt ist. (red, 11.4.2017)