Sean Spicer könnte einem fast leidtun. Da setzt der Sprecher von US-Präsident Donald Trump fast täglich ungestraft Unwahrheiten in die Welt – und wird nun nach einer nicht ganz falschen Aussage über Adolf Hitler und Chemiewaffen massiv attackiert. Denn es stimmt, dass im Zweiten Weltkrieg nicht einmal die Wehrmacht Giftgas auf dem Schlachtfeld eingesetzt hat – auch, weil Hitler diese Gräuel im Ersten Weltkrieg selbst erlebt hatte.

Der Verzicht auf Chemiewaffen ist daher eine der wenigen militärischen Konventionen, die seit 1918 mit nur wenigen Ausnahmen – etwa durch Saddam Hussein – gehalten haben. Dass ein US-Sprecher den Raketenangriff nach Assads Sarin-Einsatz so rechtfertigt, wäre legitim.

Doch Spicer redete sich dabei in einen Wirbel, indem er Assad und Hitler moralisch verglich und dabei den millionenfachen Mord in den Gaskammern vergaß. Dass er dann suggerierte, die Nazis hätten mit Zyklon B nicht auch "die eigenen Leute", nämlich deutsche Juden, ermordet, und die KZs als "Holocaust-Zentren" bezeichnete, tat das Übrige, um ihn als ignoranten Antisemiten erscheinen zu lassen.

Offenbar hat Spicer die von Mitarbeitern vorbereiteten Notizen nur halb gelesen oder nicht verstanden – und so den kleinen außenpolitischen Erfolg seines Chefs verdorben. Spicer dürfte seinen Job dennoch behalten – und das zu Recht: Seine Mischung aus Halbwissen und Überheblichkeit macht ihn zum passenden Trump-Sprecher. (Eric Frey, 12.4.2017)