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Foto: Tyrone Siu / REUTERS

In den vergangenen Wochen war Uber fast schon durchgehend wegen zweifelhaften Geschäftspraktiken in den Schlagzeilen. Und diese Serie von Enthüllungen scheint auch vorerst nicht abzureißen, sind nun doch erneut Informationen zu einer umstrittenen Software durchgesickert.

In der Uber-Hölle

Unter dem Namen "Hell" ("Hölle") betreibt Uber ein Programm, mit dem Fahrer des Konkurrenzservice Lyft im Geheimen überwacht werden, berichtet The Information. Ziel der Software sei es, möglichst viele Informationen zu sammeln, um die Fahrer dann dazu zu überreden, künftig exklusiv für Uber tätig zu sein.

Überwachung

Dabei bediente man sich eines Features von Lyft selber: Dieses verrät seinen Fahren nämlich, welche anderen acht Fahrer sich gerade in der Umgebung befinden. Uber habe nun jede Menge Fake-Fahrer-Accounts bei Lyft angelegt, um dann mit gefälschten Location-Daten recht flächendeckenden ein Einblick über die Aktivitäten der Konkurrenz zu bekommen.

Dies sei allerdings nur ein erster Schritt gewesen, später habe Uber nämlich herausgefunden, dass Lyft jedem Fahrer eine eigene numerische ID verliehen hat. Also hat man damit begonnen bei Fahrern, die für beide Services tätig sind, zu tracken, wann sie auf Lyft wechseln, um ihnen dann auf sie zugeschnittene Angebote zu machen.

God View

Der Name Hell ist übrigens als Gegenstück zu einer zweiten umstrittenen Software von Uber zu verstehen, die bereits vor einigen Jahren aufgeflogen war. Mit Heaven (oder auch "God View") überwachte Uber einige Zeit lang alle Bewegungen seiner Nutzer. Dies war aufgeflogen, nachdem bekannt wurde, dass Uber-Mitarbeiter diese Informationen benutzt haben, um Journalisten, Celebrities aber auch ehemalige Lebenspartnerinnen zu stalken. Erst vor kurzem war mit Greyball ein weiteres zweifelhaftes Stück Software öffentlich geworden. Dessen Aufgabe war es Strafverfolgungsbehörden auszutricksen.

Hintergrund

Die aktuelle Welle an Skandalen war durch mehrere Berichte ehemaliger Mitarbeiterinnen ausgelöst wurden, die von alltäglicher sexistischer Diskriminierung berichtet hatten. Infolge haben mittlerweile zahlreiche Topmanager das Unternehmen verlassen, Uber-Chef Travis Kalanick wiederum versucht sich als einsichtig darzustellen, und hat sich immer wieder öffentlich entschuldigt. Dem steht gegenüber, dass viele Beobachter gerade in Kalanick den Grund für diese toxische Firmenkultur sehen.

Rechtsstreit

Parallel dazu befindet sich Uber mittlerweile auch in einem Rechtsstreit mit der Alphabet-Tochter Waymo rund um Technologie für selbstfahrende Autos. Früher bei Google und nun bei Uber beschäftigte Mitarbeiter sollen bei ihrem Wechsel Dokumente entwendet haben, um dem Fahrtendienst dabei zu helfen, den Rückstand gegenüber der Konkurrenz zu verringern. Uber bestreitet diese Vorwürfe. (apo, 13.4.2017)