Eine solche Zuneigung hat in den vergangenen Jahren kaum eine Frisur erfahren. Wenn Frauen ihre Haare auf dem roten Teppich, im Fernsehen, auf Instagram in Szene setzen, dann kommt seit einiger Zeit der Zauberstab ins Spiel. Er verwandelt schlappen Schnittlauch in "feminine Wellen". Das Geheimnis der "Beach Waves" lautet, dass sie wie ein Naturwunder daherkommen. Die das Gesicht umspielenden Strähnen sehen aus wie die Mähne von Botticellis Venus. Sie umflattert deren nackten Körper seit mehr als fünf Jahrhunderten. Dem breiten Erfolg dieses Frisurenwunders bereiteten aber zuletzt Frauen wie Farrah Fawcett in "Drei Engel für Charlie" den Weg.

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Sienna Miller Anfang März während des Besuchs der Dior-Show.
Foto: Reuters/ Gonzalo Fuentes

Dass die Strandwellen im echten Leben das Ergebnis einer langwierigen Prozedur mit dem Brenneisen sind? Geschenkt.

Wer nun einwenden mag, dass die Beach Waves so neu nicht sind, dem sei beigepflichtet. Kaum eine Fernsehmoderatorin, kaum eine Bloggerin, kaum eine Medienfrau kommt heute in der Öffentlichkeit ohne die sanfte Rapunzelwelle aus. Claudia Reiterer legt "im Zentrum" ihr Haar zum Hosenanzug in Wellen, Bloggerin Nina Suess drapiert ihr langes Haar auf der Schulter, Silvia Schneider weiß ihre blonde Welle ins "Puls 4"-Pink zu integrieren.

Claudia Reiterer trägt weiche Wellen zum Hosenanzug.
Foto: apa/ Georg Hochmuth

Die Frisur ist das, was in den 1980ern die Dauerwelle war. Und aktuell die Allzweckwaffe schlechthin.

Dabei ist ihre äußere Anmutung prädestiniert dazu, unterschätzt werden: Denn sie gilt in erster Linie als süßlich, adrett, sexy. Doch eine Ladung Beach Waves ist die wahrscheinlich cleverste Tarnung schlechthin. Was auf den ersten Blick harmlos aussieht, ist auf den zweiten alles andere als das.

Allerdings sollte nicht verschwiegen werden, dass es Frauen gibt, die sich Stück für Stück von ihrer gewellten Rapunzel-Mähne verabschieden. Das Model Cara Delevingne ist so eine. Sie ließ ihr Haar vor einigen Wochen in Schulterlänge abschneiden. Neuerdings trägt sie einen blondierten Pixie. Vielleicht macht das ja Schule. Wäre schon lässig. (feld, 19.4.2017)