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Wien – Eigentlich könnte man als Arbeitssuchender optimistisch in die Zukunft blicken. Die Konjunktur zieht an, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Aussichten sind gut. Weniger rosig sieht es aus, wenn man bereits die magische 50 überschritten hat. Aktuelle Arbeitsmarktzahlen illustrieren das: Während die Zahl der Arbeitslosen im März um 1,8 Prozent sank, verharrte die Arbeitslosenquote bei Älteren bei 10,1 Prozent. Die Misere bleibt: Wer über 50 ist und arbeitslos wird, hat wenig Chancen einen neuen Job zu finden.

Doch auch jene älteren Menschen, die noch fest im Erwerbsleben stehen, haben oft nicht die besten Aussichten auf einen Verbleib. Laut Arbeitsklimaindex für Österreich, den die Arbeiterkammer Oberösterreich erheben lässt, zweifelt die Hälfte der Beschäftigten über 50 Jahre wegen körperlicher oder psychischer Belastungen daran, bis zur Pension durchzuhalten. Nur 17 Prozent der Generation 50 plus fühlen sich in sehr guter Verfassung. Rückenschmerzen, Muskelverspannungen und Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten körperlichen Problemen.

Faktor Gesundheit

"Gesundheitsgründe sind ein starker Treiber für den Pensionsantritt vor dem 60. Lebensjahr", sagt auch Michael Radhuber, Ökonom und Projektmanager von Share Österreich, das an der Johannes-Kepler-Universität Linz ansässig ist. Im Rahmen des Share-Netzwerkes werden Studienteilnehmer, die älter als 50 Jahre alt sind, in 27 europäischen Ländern und Israel zu vielfältigen gesundheitlichen, sozioökonomischen und familiären Aspekten befragt, um den demografischen Wandel besser abbilden zu können.

Radhuber hat mit seiner Kollegin Nicole Halmdienst kürzlich im Auftrag des Sozialministeriums eine Auswertung österreichischer Share-Daten durchgeführt, die unter anderem auf mögliche Maßnahmen zur Förderung eines späteren Pensionsantritts fokussiert.

Neben den gewichtigen gesundheitlichen Faktoren spielt für sie das Arbeitsumfeld eine große Rolle, das mit dem psychischen Wohlbefinden in Zusammenhang steht. "Bei Leuten, die ihr Arbeitsumfeld als positiv erleben und Anerkennung erfahren, kann sich das positiv auf die psychische Gesundheit auswirken", so Radhuber. Als Treiber für den Pensionsantritt kommt auch der generelle Wunsch nach Freizeit oder jener, gemeinsam mit dem Partner in Pension zu gehen, infrage.

Pension: früher oder später?

Die Frage "Wenn Sie an Ihre derzeitige Beschäftigung denken, würden Sie dann gern so früh wie möglich in Pension gehen?" beantworten laut der Auswertung insgesamt 44 Prozent der 698 50- bis 64-jährigen Befragten mit Ja, 56 Prozent mit Nein. Bei Frauen ist die Motivation, möglichst früh in Pension zu gehen, tendenziell geringer. Menschen mit höherqualifizierter Beschäftigung wollen eher in Beschäftigung bleiben, Menschen in Hilfstätigkeiten und körperlich anstrengenden Arbeiten tun sich damit schwerer.

Fragt man die über 50-Jährigen, welche Maßnahmen einen längeren Verbleib im Erwerbsleben erleichtern würden, zeigt sich eine Gewichtung möglicher Ansatzpunkte. Spitzenreiter unter den Angeboten, die potenziell die Erwerbstätigkeit verlängern, ist hier die Reduktion der Arbeitszeit, die mit 23 Prozent angegeben wird. Das passt zu aktuelleren Zahlen des Sozialministeriums, wonach ab 2015 bei der Altersteilzeit ein wahrer Boom einsetzt.

16 Prozent geben an, dass der Wechsel in einen weniger belastenden Beruf den Verbleib im Erwerbsleben erleichtern würde, 14 Prozent würden sich mehr Zustimmung und Wertschätzung des Arbeitgebers wünschen. Überraschenderweise geben nur acht Prozent an, dass ihnen eine bessere gesundheitliche Betreuung helfen würde.

36 Prozent der älteren Erwerbstätigen zeigen sich bei dieser Frage mit ihrer Arbeitssituation zufrieden und wünschen sich keine Angebote, 23 Prozent antworten auf die Frage nach ihren Wünschen: "Nichts, ich möchte sobald wie möglich in Pension." In diesen Bereich fallen, so Radhuber, auch Menschen mit Gesundheitsproblemen hinein, die "vielleicht einfach nicht mehr können".

Eine Reduktion der Arbeitszeit ist etwa für rund ein Drittel der Führungskräfte, Personen in akademischen Berufen, aber auch Handwerker eine Option. Hilfsarbeiter würden eher in weniger belastende Berufe wechseln. Dabei müsse man aber bedenken, dass Teilzeit in vielen Betrieben schwer Anerkennung findet, so Halmdienst. "Bei Führungspositionen ist das zum Teil überhaupt nicht gern gesehen." (pum, 21.4.2017)