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Ein Klavier, das in einem Kindergarten von einem Gruppen- in einen Nebenraum gebracht wurde, hatte politische Stellungnahmen zur Folge.

Foto: AP Photo/Jae C. Hong

Wien – Ein Klavier ist der forcierte neue Hauptdarsteller in der Debatte um die Prüfmechanismen in der Wiener Kindergartenpädagogik. Wie die "Kronen Zeitung" am Wochenende berichtete, hatte eine Inspektorin der zuständigen Magistratsabteilung 11 (Mag Elf – Amt für Jugend und Familie) bereits im vergangenen Herbst angeordnet, das Instrument aus der Kleinkindergruppe des Kindergartens Sonnenblume im Bezirk Meidling zu entfernen. Das Klavier stelle "für die pädagogische Arbeit keinen Wert dar".

Der Neos-Landtagsabgeordnete Christoph Wiederkehr postete auf Twitter ein Faksimile des handschriftlichen Protokolls der Begehung:

"Die Kleinen spielen so gerne darauf. Wir haben auch öfters professionelle Pianisten zu uns eingeladen. Alle waren begeistert", wird Karl Berger vom Kindergarten in dem "Krone"-Bericht mit dem irreführenden Titel "Wiener Magistrat verbietet Klavier in Kindergarten" zitiert.

Denn das Piano wurde der Einrichtung nicht verboten, wie Herta Staffa, Sprecherin der MA 11, auf Nachfrage des STANDARD sagt, sondern im vergangenen Dezember lediglich aus dem Gruppen- in einen Nebenraum gebracht, wo es die Ein- bis Dreijährigen unter Aufsicht weiterhin nutzen können. "Davor wurden die anderen Kinder im Gruppenraum teilweise zwangsbeschallt", sagt Staffa. Grundsätzlich stelle sich die Frage, ob Kleinkinder mit altersadäquaten Instrumenten wie Tamburin und Klanghölzern nicht größere Erfolgserlebnisse feiern als beim ziellosen Klimpern auf dem Klavier, sagt Staffa.

Kein Bildungsplan vorhanden

In einer Aussendung rechtfertigte am Dienstag auch Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) die Maßnahme, da die Voraussetzung "eines geplanten und auf die Kinder abgestimmten didaktischen Einsatzes unter Einhaltung der Vorgaben des Bildungsplans an diesem Standort" nicht gegeben gewesen sei. Die Kindergärten würden "sehr umfassend und genau geprüft" und die Inspektoren "wichtige Arbeit in der Qualitätskontrolle leisten".

MA-11-Abteilungsleiter Johannes Köhler präzisierte: "Die Formulierung in der Niederschrift ist eine kurze Zusammenfassung des Gesprächs mit dem Betreiber, der sich hinsichtlich des unpädagogischen Einsatzes des Klaviers sofort einsichtig gezeigt hat. Für Außenstehende kann daher die verkürzte Darstellung missverständlich wirken." (mcmt, 25.4.2017)