Wien/Linz – Die einen sind praxiserprobt, die anderen theoriegeschult: Jetzt hauen sich die Modemenschen der Akademie der bildenden Künste in Wien und jene der Kunstuniverität in Linz auf ein Packel und eröffnen das "Austrian Center for Fashion Research". Der Öffentlichkeit vorgestellt wird es am Mittwoch im Rahmen des Take-Festivals in den Prunkräumen der Alten Post in Wien, seine Zukunft ist vorerst auf drei Jahre gesichert.

"Eine ähnliche Institution gibt es im ganzen deutschsprachigen Raum nicht", erklärt Elke Gaugele, eine der Initiatorinnen des Zentrums und ihrerseits Professorin am Studiengang "Moden und Styles" an der Wiener Akademie. Gemeinsam mit der Designerin Ute Ploier und der Theoretikerin Christiane Luible-Bär (beide Kunst-Uni Linz) wird sie das mit drei halben Stellen ausgestattete Zentrum leiten. Durchgeführt werden soll in erster Linie Grundlagenforschung auf der Basis konkreter praktischer Forschungsansätze sowie kunst- und kulturwissenschaftliche Modeforschung.

"Uns geht es in erster Linie um eine andere Art des Denkens", erklärt Ploier die Beweggründe, bei dem Zentrum mitzumachen. Das Modestudium an der Kunst-Uni Linz ist eine Ausbildung für zeitgenössisches Modedesign und setzt vor allem auf eine praktische Herangehensweise wie etwa die Entwicklung eigener Gewebe. Eines der am Modezentrum beforschten Themenfelder ist denn auch mit "Mode und Technologie" umschrieben. Hier soll es um Technologien als "Katalysatoren für innovative und nachhaltige Designlösungen" gehen.

Kritischer Blick auf die Modeproduktion

Um gesellschaftliche Fragestellungen wird es dagegen bei dem Themenkomplex "Migration und Dekolonisierung im System der Mode" gehen. Anders als in der herkömmlichen künstlerischen Forschung, der Gaugele oft "Selbstzweck" unterstellt, möchte man einen dezidiert kritischen Blickwinkel einnehmen. "Gerade was die Modeproduktion anbelangt, sind Migrationsfragen eminent wichtig", so Gaugele.

Flankierend zur konkreten Forschung wird man im "Center for Fashion Research" Symposien veranstalten, zudem sind öf- fentliche Workshops, Summer Schools und Präsentationen beim Ars Electronica Festival geplant. (hil, 26.4.2017)