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Neben dem je nach Einsatz unterschiedlichen Fachwissen sind bei Auslandsjobs für Nichtregierungsorganisationen vor allem Soft Skills wie Durchhaltevermögen, Sensibilität, Flexibilität und Begeisterungsfähigkeit von Bedeutung. "Das ist ja nicht nur ein Job, sondern man muss in diesen Ländern ja auch leben können", sagt Sabine Selinger, die selbst im Ausland war und nun Einsätze koordiniert.

Foto: Reuters / CARLO ALLEGRI

Die Schulverwaltung auf Papua-Neuguinea unterstützen, das Finanzmanagement in einem ländlichen Spital in Uganda beraten, in Mosambik einen Studienlehrgang für Lebensmitteltechnologie betreuen – das sind einige Beispiele dafür, wie ein internationaler Einsatz für eine Hilfsorganisation aussehen kann. Eine internationale Karriere steht in diesem Bereich freilich unter ganz anderen Voraussetzungen als im Management. Vor Ort ist man eher mit Unsicherheiten konfrontiert.

Soft Skills sind zentral

Sabine Selinger kennt diese Herausforderungen gut, sie ist bei Horizont 3000, einer NGO im Bereich Entwicklungszusammenarbeit, unter anderem für die Rückkehrarbeit zuständig und war selbst in Nicaragua im Einsatz. "Was man auf jeden Fall mitbringen muss, ist eine große Portion Flexibilität und Ausdauer, weil es fast immer unvorhergesehene Veränderungen gibt", sagt Selinger. Momentan sind bei Horizont 3000 60 Leute im Einsatz – durchschnittlich bleiben sie drei Jahre in den verschiedenen Ländern. Die Organisation sei immer mehr auf der Suche nach Spezialisten – etwa in der Abfallwirtschaft oder im Bereich Ressourcenmanagement. "Aber die Soft Skills sind zentral, denn das ist ja nicht nur ein Job, sondern man muss in diesen Ländern ja auch leben können."

Bei Selinger hieß das teilweise mehrere Wochen ohne Strom und Einkaufsmöglichkeit, weit abgeschnitten von jeglicher Infrastruktur. Zurück in ihren alten Job wollte die Betriebswirtin nach ihrer Rückkehr nicht mehr. Das gelte für viele, die auf Einsatz gehen. "Die Zeit kann einen sehr verändern, viele bleiben im sozialen Bereich", sagt Selinger. Über die Pläne nach dem Einsatz wird unter anderem im Reintegrationsmonat gesprochen – eine Art Nachbetreuung zurück in Österreich.

Kritisch gegenüber Organisationen

Nicht über eine Organisation, sondern selbstständig hat sich Julia Chukwuma auf den Weg ins Ausland gemacht. Gleich nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaft und Internationalen Beziehungen ging es nach Afrika. "Eigentlich hatte ich geplant, dass ich nach Nigeria zu meiner Familie gehe und in meiner ,zweiten' Heimat lebe. Ich bekam dann aber eine Praktikumsstelle in Tansania und nahm die Chance an." Eine gute Entscheidung, denn danach wurde Chukwuma eine fixe Stelle angeboten, und so blieb sie. Mittlerweile hat sie bereits den nächsten Job angetreten und arbeitet für die Unicef in Burundi. "Da ging für mich ein Traum in Erfüllung", sagt sie. Natürlich schade es nicht, kritisch gegenüber einer solch großen Organisation zu sein. Sich für Kinder und deren Familien einzusetzen sei für Chukwuma aber ein Auftrag, mit dem sie sich sehr identifiziere. "Und da ist es auch wichtig, so nah wie möglich dran zu sein an den Gemeinden, Familien und Kindern, für die und mit denen man arbeitet." Am Arbeiten im Ausland gefalle ihr besonders, dass man sich an vielen neuen Orten und in unbekannten Situationen wiederfinde. Der für Chukwuma größte Nachteil nach fast vier Jahren in Afrika: weit weg von Familie und Freunden zu sein.

Die Grenzen des Machbaren

Auch Astrud Lea Beringer hatte schon vor ihrem Studium der Internationalen Entwicklung den Wunsch, irgendwann im Ausland zu arbeiten – im NGO-Kosmos. "Ich wollte mich mit den Themen, Menschen und Problemen vor Ort über einen längeren Zeitraum hinweg auseinandersetzen. Das sah ich als den einzigen Weg, um mich mit meiner Arbeit richtig identifizieren zu können." Nach fast vier Jahren in NGOs in Thailand und auf den Philippinen habe sie den gewünschten tiefen Einblick bekommen. Arbeite man in einer Zweigstelle fernab, könne man kulturelle, finanzielle oder strukturelle Einschränkungen, die häufig gegeben seien, nur schwer erkennen. "Mitbringen sollte man auf jeden Fall viel Einsicht, Akzeptanz, kulturelle Sensibilität, denn manchmal kann man Gewohnheiten aus der Heimat nur schwer mit dem Alltag vor Ort vereinen." Außerdem müsse man sich darauf einstellen, sagt Beringer, die aktuell für eine Universität in Thailand arbeitet, dass man oft an die Grenzen des Machbaren stoße. (lhag, 11.5.2017)