Wien – Der Bundesverband der Alten- und Pflegeheime Österreichs, die Lebenswelt Heim, hat sich gegen Kritik verteidigt. "In aller Entschiedenheit weisen wir Verallgemeinerungen zurück", erklärte Präsident Markus Mattersberger am Freitag in einer Aussendung. Die Kritik der Volksanwaltschaft nehme man aber durchaus ernst. Die Debatte um die Missstände ging unterdessen weiter.

Mattersberger beklagte die hohe Kontrolldichte der Pflegeheime. "Wir werden nicht nur von der Volksanwaltschaft, sondern auch von der Bewohnervertretung, Patientenanwaltschaft, Heim- und Pflegeaufsicht, dem Arbeitsinspektorat etc. kontrolliert – was anstelle von Kontrollstrukturen benötigt wird, sind tatsächliche Strukturverbesserungen", so Mattersberger.

Der Verband räumt zwar Defizite in einzelnen Heimen ein, allerdings seien keinesfalls nur in Alten- und Pflegeheime Mängel zu beobachten und die mediale Berichterstattung daher verzerrt. Aus Sicht von Lebenswelt Heim zeigt der Bericht der Volksanwaltschaft in seiner Kernaussage eine Systemkritik auf.

"Einzelne Negativbeispiele"

"Es ist niemandem geholfen, wenn die gesamte Pflegelandschaft wegen unverstandener Maßnahmen oder einzelner Negativbeispiele in Misskredit gezogen wird, das verunsichert unsere Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige, für die wir in unseren Heimen tagtäglich ein gutes, lebenswertes Zuhause sicher stellen. Und es verunsichert unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die oftmals über ihre eigenen Leistungsgrenzen hinausgehen", erklärte Mattersberger.

Der Altenheime-Verband fordert mehr Geld. "Mit bessere Personalstrukturen können wir in der Betreuung und Pflege unserer BewohnerInnen auch eine bessere Leistung erbringen", so Mattersberger. Mit dieser Forderung ist er nicht alleine, auch die Gewerkschaft GPA-djp forderte am Freitag, dass offene Stellen rasch nachbesetzt werden sowie eine generelle Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Ähnlich klangen die Forderungen des ÖVP-Seniorenbunds. Präsidentin Ingrid Korosec, forderte einen einheitlichen Personalschlüssel, darüber hinaus brauche "es dringend mehr Kontrollen". Die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz kündigte an, zu prüfen, ob tatsächlich gegen den Willen Medikamente verabreicht wurden.

Per Aussendung zu Wort meldete sich die Demenzforscherin Stefanie Auer. Es handle sich um ein seit Jahren schwelendes Problem, "allerdings wird in der laufenden Diskussion mit den Pflegeteams die falsche Personengruppe an den Pranger gestellt und keine Lösungsansätze geliefert. Es ist die Gesellschaft gefordert, das Thema nicht weiter zu negieren, die Politik muss in die Pflicht genommen werden, verbesserte Rahmenbedingungen zu erstellen." (APA, 5.5.2017)